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»Kieler Sprotte«
regiert jetzt
die Schützen

Antonia Demske holt Adler runter

Borgholzhausen-Westbarthausen (SKü). Der Schützenverein Westbarthausen wird wieder von einer Königin regiert. Antonia Demske holte gestern völlig überraschend den Rest vom Adler von der Stange. Ihr zur Seite steht ihr Lebensgefährte Ulrich Springweiler als Prinzgemahl.

Wenn in Westbarthausen Schützenfest gefeiert wird, dann geht es in dem kleinen Dorf immer etwas anders zu als bei vielen anderen Vereinen. Da wird am Schützenfest-Montag, der hier »Heimattag« heißt, schon am frühen Vormittag auf den Tischen getanzt. Und zwar nicht einmal, sondern fortlaufend. Der Musikzug Wiltmann, der in Westbarthausen bereits seit 24 Jahren aufspielt, hatte mal wieder Schwerstarbeit zu verrichten, das aber mit viel Freude.
Ob der scheidende Schützenkönig Franz Konert oder auch Bürgermeister Klemens Keller, alle ließen sich von der großartigen und ausgelassenen Stimmung im kleinen Heim des 236 Mitglieder starken Schützenvereins mitreißen. Landrat Adenauer ließ sich diesmal entschuldigen, war aber schon drei Mal da. Wie Pressesprecher und »Spieß« Günter Nollmann verriet, sind insbesondere die Frauen die Triebfedern beim Feiern. Für die viele Arbeit und Unterstützung, die sie am Wochenende und in der Vorbereitung leisten, stehen sie am Schützenfest-Montag etwas mehr im Mittelpunkt. Und so war es wohl eben doch kein Zufall, dass mit Antonia Demske wieder eine Frau den Thron besteigt.
Die 43-Jährige arbeitet als Arzthelferin bei Dr. Schlierkamp in Halle. Antonia Demske ist eine echte »Kieler Sprotte« und kam vor 20 Jahren ins Ravensberger Land. Sie ist hier gerne »hängengeblieben«. Vor drei Jahren kam sie über ihren Lebensgefährten Ulrich Springweiler zum Schützenverein Westbarthausen-Kleekamp, in dem der 56-jährige Sparkassen-Angestellte sein halbes Leben lang Mitglied ist. Beide schossen um die Königswürde mit, wobei Antonia Demske um 12.20 Uhr jubeln durfte.
Ihr Sieg ist durchaus eine Überraschung. Wobei in Westbarthausen kaum einer Hemmungen vor der Königswürde hat. Denn mit einem finanziellen Abenteuer hat diese Auszeichnung in Westbarthausen wenig zu tun, vielmehr steht der Spaß an der Freud und auch der sportliche Aspekt im Mittelpunkt. »Wir wollen die Königswürde auch dem kleinen Mann ermöglichen, weshalb wir vom Verein ein Königsgeld stellen«, erklärte Günter Nollmann. Kein Wunder also, dass sich beim entscheidenden Schießen eine lange Schlange von Anwärtern bildete.
Zuvor hatten die Insignienschützen so schnell Erfolg, dass vor dem entscheidenden Schießen zunächst eine längere Pause eingelegt werden musste. Bereits am Sonntag hatten Rolf Migowsky die Krone (16.18 Uhr), Lutz Diedtemann vom befreundeten Schützenverein Reichenbach bei Görlitz das 1. Zepter (16.26 Uhr), Uwe Fritz den Reichsapfel (16.31 Uhr), Karin Diedtemann den Kopf (16.44 Uhr), Gorden Brandt die rechte Kralle (17.18 Uhr) und Reiner Fleckenstein, der als alter Westbarthausener nach seinem beruflichen Wechsel nach Reichenbach den Kontakt in den Osten hergestellt hatte, die linke Kralle (17.52 Uhr) abgeschossen.
Am Montag schoss dann Dierk Bollin an dem recht morschen, weil trockenen Adler den rechten Flügel ab (10.46 Uhr), Frank Pudel den linken Flügel (11.06 Uhr) und Birgit Wussow den Stoß (11.12).
Der gestrige »Heimattag« hatte zunächst l mit einer Kranzniederlegung am Ehrenmal sowie einem vergnüglichen Umzug durchs Dorf begonnen. Hierbei wurden nicht nur einige Schützen vom »Spieß« für Versäumnisse »bestraft«, was der Jugendabteilung einige Euro einbrachte. Auch wurde Noch-König Franz Konert in eine Wanne gesetzt und ein wenig abgeduscht. Begründung: Der König sei auf einigen Fest einfach zu »heiß gelaufen«. Westbarthausen eben, wie es feiert und lacht.

Artikel vom 20.06.2006