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Rapsöl - Kraftstoff mit Zukunft

Markus Bewermeier produziert alternativen Treibstoff in Salzkotten

Von Mario Berger (Text und Foto)
Salzkotten (WV). Die Spritpreise steigen - Alternativen sind gefragt. Markus Bewermeier aus Salzkotten-Bosenholz bietet jetzt selbstproduziertes Rapsöl für Nutzfahrzeuge an.

Die Idee, Rapsöl in Eigenleistung zu produzieren, entstand Anfang des Jahres. »Bei diesen Kraftstoffpreisen muss man etwas tun«, begründet der 29-jährige KFZ-Meister seine Entscheidung. Auf dem elterlichen Hof laufen derzeit schon zwei Schlepper, ein Mähdrescher sowie ein Traktor mit dem selbstproduzierten, pflanzlichen Öl, das für 64 Cent pro Liter plus Steuer angeboten wird.
Dazu musste aber erstmal der heimische Bauernhof umgebaut werden. »Wo jetzt Ölmühlen den Raps mahlen befand sich früher der Schweinestall«, berichtet der handwerklich geschickte Bewermeier, der das Projekt innerhalb von sechs Monaten verwirklichte. Bis auf die Pressen, die aus Augsburg geliefert wurden, wurde alles vom KFZ-Meister selbst entwickelt und konstruiert.
Eine Innovation: das Doppelpressverfahren. »Im Moment bin ich der erste, der in der Region mit diesem Verfahren arbeitet«, freut sich der Tüftler aus Salzkotten-Bosenholz. Dabei wird der Raps mit zwei Mühlen, die nachgeschaltet arbeiten, ausgepresst. Der Vorteil dieses Verfahrens: Neben der größeren Ölausbeute sei auch die Qualität des so genannten Rapskuchens besser. »Die so ausgepressten Pflanzen (Rapskuchen) sind mit weniger Öl durchtränkt, und damit für Rinder besser bekömmlich. Dabei stellt der Verkauf des Tierfutters einen wichtige Komponente für die Zukunft der Anlage dar. »Durch die gute Qualität des Rapskuchens erhoffe ich mir bei den Landwirten viele Abnehmer«, sagt Bewermeier. »Wenn man das Tierfutter nicht verkaufen kann, hat man am Öl nichts verdient«, weiß der KFZ-Mechaniker, der jetzt schon über eine kleine Stammkundschaft verfügt.
Die Anlage, die noch erweitert werden soll, produziert derzeit 200 000 Liter Rapsöl im Jahr, davon werden 30 000 Liter für die Eigenproduktion benötigt. »Wenn das Geschäft gut anläuft wird die Produktion auf 500 000 Liter pro Jahr ausgebaut«, erklärt Bewermeier, der für diesen Fall weitere sechs Mühlen installieren möchte.
Besonders interessant sei die Umstellung auf Rapsöl für Landwirte und Spediteure, weiß Bewermeier. »Im Moment wird Diesel für Landwirte noch subventioniert, so dass Rapsöl noch nicht interessant genug ist«, informiert der 29-Jährige, »das wird sich aber ändern, wenn die staatliche Bezuschussung wegfallen sollte.« Für den Privatanwender sei der Alternativkraftstoff nicht interessant: »Das Öl ist nicht für die Kurzstrecke konzipiert, um dieses zu verwenden muss der Motor schon warmgelaufen sein.« Anders sei dies bei Spediteuren, die ja lange Strecken fahren müssen. »Ich stehe schon mit einem heimischen Fuhrunternehmer in Kontakt, der ist sehr interessiert an meiner Produktion«, freut sich der 29-Jährige. Überhaupt ist Markus Bewermeier sehr optimistisch. »Die Menschen werden nachdenklicher und die Ressourcen knapper, früher oder später brauchen wir alle alternative Kraftstoffe«.

Artikel vom 20.06.2006