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Majestätische Klangfülle

Chorfest des Kirchenkreises Gütersloh war ein großer Erfolg

Kreis Gütersloh (WB). Die optimistischste Prognose erfüllte sich: Das wiederbelebte Chorfest des Kirchenkreises Gütersloh war ein voller Erfolg. Am Sonntag präsentierte Kantorin Dorothea Schenk in der Jesus Christus-Kirche ein festliches Konzert zusammen mit Mitgliedern aus sechs Chören, dem erweiterten Kantoreiorchester und vier exzellenten Vokalsolisten. Superintendent Dr. Detlef Reichert begrüßte zahlreiche erwartungsvolle Zuhörer.

Zum Auftakt erklang die Bach-Kantate Nr. 79, die 1735 geschriebene Reformationskantate »Gott der Herr ist Sonn und Schild«, mit der die große Chorgemeinschaft, im Altarraum postiert, schon eine viel versprechende Visitenkarte abgab. Engagement war spürbar, und in majestätischer Klangfülle erklangen auch die Choräle. Solistisch profilierten sich Bettina Pieck, die ihre warme Altstimme mit großer Gestaltungskraft einbrachte, und Lothar Blum mit seinem angenehm baritonal gefärbten und tragfähigen Tenor.
Den symphonisch besetzten Orchesterpart bewältigte das erweiterte Kantoreiorchester souverän. Zu den Perlen Mozartscher Musik gehört die dreiteilige Solo-Kantate »Exsultate,jubilate«, die für den italienischen Kastraten Rauzzini komponiert wurde. Heute ist das in Opernnähe angesiedelte Paradestück ein Prüfstein für Sopranistinnen. Als überzeugende Mozart-Interpretin überraschte Henrike Mayer mit einem höhensicheren Sopran, den sie mit innigem Ausdruck einbrachte. Mühelos und mit gestochener Klarheit bewältigte sie die Koloraturen und bot das Bravourstück mit so viel Elan und Musikalität, dass das Zuhören eine reine Freude war.
Die Missa in C-Dur KV 317 aus Mozarts letzten Salzburger Dienstjahren stand als Hauptwerk des Chorfests auf dem Programm. Mit einem klangmächtigen »Kyrie«-Ruf wurde diese musikalisch kontrastreiche, orchestral reich besetzte festliche »Krönungsmesse« eröffnet. Vom ersten Takt an imponierten Dorothea Schenks vitales, Impuls gebendes Dirigat, ihre stimmige Tempowahl und das Achten auf dynamische Ausgewogenheit. Die gut vorbereiteten Chorsänger agierten mit großem Engagement, sangen tonrein, und die Einsätze kamen exakt und präzise. Sie setzten viele musikalische Akzente.
Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ auch das selten homogene Solistenquartett, das der junge Andreas Wolf mit einer weichen runden Baßstimme vervollständigte. Besonders beeindruckend waren das Benedictus und das beseelte Sopran-Arioso »Agnus Dei«, das die »Gräfin« Arie aus dem Figaro vorwegnimmt. Ein dickes Lob verdiente sich auch das ebenfalls hochmotivierte Orchester. Mit Riesenbeifall wurden Dorothea Schenk und alle Mitwirkenden überschüttet. Das gelungene Chorfest klang aus mit einem Grillfest für Mitwirkende und Zuhörer. Jutta Albers

Artikel vom 20.06.2006