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Wenn die netten Rocker donnern...

»Bielefeld-Chapter« der Harley Davidson-Freunde macht Station in Gütersloh

Gütersloh (GG). Eine beschauliche Stille lag am Samstag über dem sonnendurchfluteten Berliner Platz in Gütersloh. Auf einmal: tief grollender Motorensound kündigte ihr Kommen an. »Da sind sie, da sind sie«, rief aufgeregt ein kleiner Junge.

Was dannn passierte, war nicht etwa die feindliche Übernahme einer Stadt, sondern ein kurzer Stopp von rund 250 Harley Davidson-Fahrern, die im Rahmen ihrer 80 Kilometer langen Rundreise durch den Kreis Gütersloh auf dem Berliner Platz eine 30-minütige Rast einlegten, um interessierten Menschen den Mythos »Harley-Davidson« näher zu bringen und eine wichtige Botschaft zu verkünden: »Wir Harley Davidson-Fahrer verabscheuen jegliche Art von Gewalt. Mit diesem Aufmarsch hier und heute bitte wir alle Menschen um Aufmerksamkeit, Toleranz und Zivilcourage gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit«, erklärte Uwe Schmidt, Director des Bielefeld-Chapter-Germany, dem 103 Harley Davidson-Fahrer aus Ostwestfalen angehören und der zusammen mit Peter Veith (Assistent-Director), Günter Czesna (Secretary) und Uwe Meier das 5. Harley Davidson-Teutotreffen auf dem Ballonflughafen in Steinhagen organisiert hatte.
Außerdem hatte das »Orgateam« dafür gesorgt, das die von der Polizei und dem Deutschen Roten Kreuz eskortierten »Born to be wild«-Biker als Konvoi auf den Berliner Platz fahren durften, um dort auch von Bürgermeisterin Maria Unger empfangen zu werden. »Wie auch schon vor zwei Jahren haben wir uns entschlossen, nach Gütersloh zu kommen. Entscheidend dafür war die tolle und überaus kooperative Zusammenarbeit mit der Stadt Gütersloh und der Bürgermeisterin sowie die hervorragende Begleitung durch die Beamten der Gütersloher Polizei«, bedankte sich Udo Schmidt.
Bei dieser rollenden Motorradausstellung wurde rasch deutlich, dass in fast allen »Rockern« ĂŠnoch das Kind im Manne steckte. Voller Stolz wurden die hochglänzenden zweirädrigen »Spielzeuge« inklusive kitschigem Zubehör präsentiert. Zuckende Stroboskopblitze, lautstarke amerikanische Polizei-Sirenen, wehende Chapterwimpel und Vereinsfahnen, verchromte Tanks, Plüschfell bezogene Sitzbänke und fest verschraubte Figürchen waren nur ein Teil von dem Zierrat, mit dem die individuell gestylten Motorräder ausstaffiert waren.
Dennis Hopper hatte der Harley Davidson 1969 im Film »Easy Rider« zum weltweiten Siegeszug verholfen. Heute sind es nicht zwielichtige Typen, Drogendealer oder bärtige, breitschultrige Schläger, die eine Harley-Davidson fahren, sondern Lehrer, Vorständler, Rechtsanwälte, Landwirte und Handwerker, die den Mythos der unbegrenzter Freiheit auf zwei Rädern und den satten Sound der schweren Maschinen genießen.

Artikel vom 20.06.2006