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Fußball total auch im Dienst ?

SCHLÄNGER ZEITUNG befragt Arbeitgeber und trifft auf viel Verständnis

Von Maike Stahl (Text und Foto)
Schlangen (SZ). Wenn heute um 16 Uhr die Partie Deutschland gegen Equador in Berlin angepfiffen wird, liegt das für viele Schlänger noch mitten in der Arbeitszeit. Deshalb fragte die SCHLÄNGER ZEITUNG bei einigen Arbeitgebern nach, wie weit sie ihren fußballbegeisterten Mitarbeitern entgegen kommen können oder wollen.

Ralph Deckers will seine Mitarbeiter in Autohaus und Werkstatt heute überraschen. »Wir machen alle früher Feierabend und schauen uns das Spiel stattdessen gemeinsam an«, kündigt er an. In gemütlicher Runde soll Deutschland mit vereinten Kräften zum dritten Vorrunden-Sieg gejubelt werden.
Auch bei Holzbau Schäfers tritt die Belegschaft zum kollektiven Fußballgucken an. »Normalerweise arbeiten wir bis 17 Uhr, aber jetzt dürfen alle so rechtzeitig von den Baustellen zurückkommen, dass wir zusammen gucken können«, sagt Helmut Schäfer. Alle vier Jahre könne mal eine Stunde Arbeitszeit für so ein Ereignis geopfert werden.
Das sieht auch der Geschäftsführer der Pelipal-Verwaltungsgesellschaft, Paul Horstmann-Meyer, so. »Wir haben ohnehin eine Tagung mit Kunden und werden für die Teilnehmer einen Beamer aufbauen. Die Mitarbeiter, die sich für Fußball interessieren, dürfen sich gerne dazu gesellen.« Einige würden auch eher gehen und Überstunden abbauen, das werde heute nicht so eng gesehen. Schwieriger wird es da schon für die Mitarbeiter in der Produktion. »Einige fangen früher an und gehen auch eher, aber die 40 Mitarbeiter der Spätschicht müssen leider ran«, berichtet der Geschäftsführer des Möbelwerkes, Christian Schaaf.
Das gilt auch für die Spätschicht beim Germania Möbelwerk. »Bei uns wird ganz normal gearbeitet«, kündigt Geschäftsführer Dr. Wolfdieter Scheel an, der selbst kein großer Fußballfan ist. Das sei in der Produktion auch gar nicht anders möglich. Auch im Schlänger REWE-Markt werden die Kassen wie gewohnt besetzt sein. »Allerdings gab es auch niemanden, der das Spiel unbedingt sehen will, sonst gäbe es ja auch Möglichkeiten zu tauschen«, berichtete Christel Uecker. Sie rechnet stattdessen mit einem Ansturm vor und nach dem Abpfiff. »Das haben wir bei den anderen Spielen auch schon gemerkt.«
Kein Thema ist Fußball auch bei der Schlänger Diakoniestation. »Weder bei den Patienten noch den Mitarbeitern«, berichtet Katrin Bosseler. Die Arbeit werde ganz normal weiter laufen. Beim Malerbetrieb Wiesbrok dagegen dürfen alle Mitarbeiter, die gerne Fußball sehen möchten, eher nach Hause gehen. Normalerweise wäre erst um 16.30 Uhr Feierabend.
Glück haben die männlichen Mitarbeiter der Volksbank Schlangen. Ihre Kolleginnen wollen ihnen für die Zeit des Spiels den Rücken freihalten, so dass sich die Herren rechtzeitig zum Anpfiff in den Sitzungsraum zurückziehen und das Spiel auf Leinwand verfolgen können.
Wer kurzfristig zum Arzt muss, hat dagegen zumindest gute Chancen eher dran zu kommen. Das Terminbuch sei zwischen 16 und 18 Uhr deutlich leerer als normal, berichtet zumindest die Sprechstundenhilfe von Dr. Wolf. Allerdings werde auch kein Fernseher im Wartezimmer aufgestellt. Der steht dafür in der Apotheke Vornewald, die sich seit dem 9. Juni in ein Mini-Stadion verwandelt hat. Rezeptfrei gibt es dort derzeit auch die »Pille für den Mann« in Form von Schoko-Fußbällen - »Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihre Frau, Ihren Arzt oder Apotheker«.

Artikel vom 20.06.2006