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Gelernter Lokführer
hält Schule auf Spur

Kolping-Berufskolleg: Schulleiter Werner Kurze im Ruhestand

Von Michael Robrecht
Brakel (WB). Oberstudiendirektor Werner Kurze ist als Schulleiter des Adolph-Kolping-Berufskollegs Brakel gestern Nachmittag in den Ruhestand verabschiedet worden. Wegbegleiter aus Schule, Stadt und Kreis Höxter sagten »Adieu«.

»Herr Kurze, Sie sind ein leuchtendes Beispiel dafür, dass man mit dem richtigen Lokführer auch Transrapid fahren kann, obwohl nur ganz normale Gleise liegen«, sagte Landrat Hubertus Backhaus. Kurze habe in den vergangenen 15 Jahren den Zug mit dem Namen »Adolph-Kolping-Berufskolleg« souverän gesteuert. »Vielleicht liegt es ja auch daran, dass Sie tatsächlich ein gelernter Lokführer sind.« »Wir sind froh, dass Sie sich 1970 dafür entschieden haben, die Karriere bei der Deutschen Bundesbahn zu beenden und statt Berufsschullehrer zu werden. Und ich kann mir vorstellen, dass Sie am heutigen Tag zufrieden diese Entscheidung als goldrichtig bewerten«, meinte Backhaus.
Kurze hat gestern eine unglaubliche, 45 Jahre andauernde Laufbahn, im staatlichen Dienst beendet. Sich der Bildung und Erziehung junger Menschen zu widmen, dazu beizutragen, dass sie später ihren eigenen Weg finden, das sei eine dankbare Aufgabe, sagte der Landrat. »Schulleiter ist kein Job, den man mit links erledigen oder bei dem man mit dem Schließen der Bürotür auch die Gedanken an die Arbeit wegschließen kann«, erklärte der Landrat. Dazu habe diese Tätigkeit zu viel mit Menschen zu tun, die Förderung und Zuspruch brauchen oder sich mit Problemen herumschlagen; dazu sei die Schule, die in Gang gehalten sein will, ein zu komplexes Gefüge. Kurze habe auf Teamwork gesetzt, »und mit Humor so manche Konferenz aufgelockert«.
Nach seiner Ausbildung zum Schlosser arbeitete er als Praktikant in der Formerei, Gießerei und Modelltischlerei der Staatswerft Minden und dann als Angestellter im Wagenkonstruktionsbüro des Bundesbahnzentralamtes in Minden. Nach der Prüfung als Technischer Inspektor wurde er von der Bundesbahn eingesetzt als Lokführer, als Gruppenleiter beim Bahnbetriebswerk Minden, als Überwachungsinspektor für die Maschinenämter Göttingen und Minden und als federführender Sachbearbeiter im Wagenkonstruktionsbüro des Zentralamtes Minden. Aushilfslehrer an der Gewerblichen Kreisberufsschule Minden von April bis September 1970 war die nächste Station. Er studierte an der Technischen Hochschule Aachen (Fertigungstechnik, Mathematik und Pädagogik). Seine berufliche Heimat fande er an der Gewerblichen Berufsschule Minden, in der er - als Studiendirektor - von August 1983 an als Vize des Leiters tätig war. 1991 folgte dann Brakel.
Mit Musik und vielen netten Gesprächen endete die Abschiedsfeier. Das Brakeler Kolleg ist Pate des Berufsbildungszentrums Visagina in Litauen, dessen Leiter Vitantas Petkunas zur Feier angereist war.

Artikel vom 20.06.2006