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Große Feier am Sonntag

40 Jahre Museumshof bieten Gelegenheit zur Rückschau

Rahden (WB). Nach dem Motto »Wer die Vergangenheit nicht ehrt, hat keine Zukunft, wer die Wurzeln vernichtet, kann nicht wachsen«, einem Zitat von Friedensreich Hundertwasser, wird der Museumshof Rahden sein 40-jähriges Bestehen am Sonntag, 18. Juni, gemeinsam mit allen Heimatvereinen der Stadt Rahden feiern. Ein umfangreiches Programm ab 11 Uhr sorgt für Information, Tradition und Kurzweil.

Der Museumshof Rahden wurde in der Zeit von 1962 bis 1966 auf dem Gelände der ehemaligen Landesburg der Mindener Bischöfe aus Haushaltsmitteln des Amtes Rahden, mit Hilfe des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster und aus Mitteln der Stadtsparkasse errichtet. Fachlich und wissenschaftlich begleitet wurde der Aufbau der Anlage durch Museumsdirektor Dr. Schepers. Die Gebäude standen - mit Ausnahme der Scheune, die aus Rahdens niedersächsischem Nachbarort Diepenau stammt - alle auf verschiedenen Gehöften in den Dörfern des ehemaligen Amtes Rahden.
Nach der Gebietsreform 1973 gehören diese Gemeinden mit Ausnahme des ehemaligen Dorfes Espelkamp (heute Alt-Espelkamp, Stadtteil der Stadt Espelkamp) zum Stadtgebiet Rahden.
Baulich, historisch und kulturhistorisch werden die Besucherinnen und Besucher in eine Zeit versetzt, wie vor 200 bis 250 Jahren ein mittlerer landwirtschaftlicher Betrieb, ein Zweispännerhof mit Ackerbau und Weidebetrieb, bewirtschaftet wurde.
Zur Hofanlage gehören das Haupthaus von 1689, ein Backhaus um 1600, ein Speicher um 1700, der Schafstall von 1786, eine Scheune und eine Wagenremise von 1840, ein Heuerlingshaus um 1800, ein Ziehbrunnen mit vier Einfassungen - zwei davon haben die Daten 1765 beziehungsweise 1771 -, eine Bleichhütte von 1850 und eine Bokemühle von 1860, die von Pferden mit Göpelbaumantrieb in Betrieb genommen wird. Die Mühle hat einen Schrot- und Bokegang und ist voll betriebsfähig. An besonderen Aktionstagen wird sie in Betrieb genommen. Nicht zu jedem Hofe gehörte früher eine Bokemühle. Diese war eine Zusatzeinrichtung und stand neben einer Windmühle im Ortsteil Tonnenheide. Auch die Windmühle wird heute museal genutzt und ist im Landesmuseum in Detmold zu besichtigen. Die gesamten Möbel des Haupthauses sind Originale, auch die Werkzeuge und Geräte des ländlichen Haus- und Handwerks, die dort gezeigt werden, wo sie auch eingesetzt wurden.
Im Lütken Hus, einem Heuerlingshaus von 1787, werden Geräte zur Flachs- und Leinenerzeugung gezeigt. Die Herstellung von Leinen war ein weitverbreitetes Familiengewerbe und ein Zubrot für die Lebenshaltung. In Rahden waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehr als 1000 Webstühle in Betrieb. Auch die bäuerliche Kleidung in ihren verschiedenen Erscheinungsformen sind in diesem Gebäude ausgestellt. Das Obergeschoss bietet Platz für Sonderausstellungen und für Aktivitäten. Einige Webstühle sind betriebsbereit und werden an besonderen Aktionstagen eingesetzt.
Abgerundet wird das Bild der gesamten Museumsanlage durch die vor dem Hof liegenden Weiden, einem Demonstrationsfeld am Lütken Hus, dem nach historischem Muster angelegten Hausgarten hinter dem Haupthaus, einem Erdkeller und einer Röthekuhle an der Bleichhütte.
Der Bienenstand ist »bewohnt«, und wird von einem Hobby-Imker gewartet. Damit es noch mehr Informationen über die Imkerei gibt, ist ein Bienenlehrpfad geplant, der am Jubiläumstag eingeweiht wird.

Artikel vom 17.06.2006