19.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bio-Maßstäbe der EU
sind nicht streng genug

Auch Umweltmarkt leidet unter Konkurrent Fußball

Halle (pes). Über den Hof des Haller Bürgerzentrums weht der Hauch von gegrillter Bratwurst - von Schweinen aus artgerechter Haltung und auf richtigem Teller versteht sich. Gleichzeitig referiert im Obergeschoss der Remise Thomas Holz über biologische Lebensmittel - es ist Umweltmarkt in Halle.

Es herrscht etwas weniger Trubel in diesem Jahr auf dem Hof zwischen den historischen Gebäuden. Die Konkurrenz aus Fußball und Tennis ist groß, das Wetter zu schön - und die Kinder tummeln sich diesmal nicht mitten im Geschehen, sondern sind, mit der Kunstsparte der Musikschule Halle, diesmal auf »Tunisreise«» im Keller der Destille oder hinter dem Gebäude bei der Haller Natur- und Wildnisschule zu Gast.
Wie unterscheiden sich Bio-Produkte nach EU-Maßstäben von denen, die von einem Verband kontrolliert werden. Diese Frage versuchte Thomas Holz vom Bioland Landesverband Nordrhein-Westfalen zu klären. Sein Fazit: Nur wo beispielsweise »Bioland« draufsteht, ist auch wirklich Bio drin. Denn die EU-Richtlinien, so informierte er gestern sein Publikum in der Remise, seien doch etwas großzügiger ausgelegt. So dürfe das Viehfutter noch einen Anteil von 30 Prozent aus konventionellem Anbau enthalten, außerdem sei es danach möglich, einen Betrieb nur in Teilen umzustellen. Bioland verlange in beiden Fällen 100 Prozent - das Tierfutter muss nur aus biologisch-kontrolliertem Anbau stammen und ein Betrieb muss komplett umgestellt sein, um anerkannt zu werden.
Problem in der EU: Die Nachfrage nach Bio-Produkten wachse stärker als das Angebot, viele konventionelle Betriebe aber könnten nicht so einfach umstellen, weil sie in der Vergangenheit viel Geld beispielsweise in Massenstallhaltung investiert hätten.
Nicht nur theoretisch, auch praktisch konnten sich die Besucher an Ständen in und an der Remise über gesunde Lebensmittel informieren. Die Berufsfachschule für Sozial- und Gesundheitslehre am Berufskolleg hatte Nitratbelastungen von Gemüse und Alternativen zur »chemischen Keule« ausgearbeitet, die Haller Kräutergruppe informierte ebenso über natürlich erzeugte Lebensmittel wie die Biohöfe Lauks, Künsemöller und Meyer zu Theenhausen.

Artikel vom 19.06.2006