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Künstlerin liebt
die Vielfalt

»Offene Ateliers« im Kreis Höxter

Von Marius Thöne
Peckelsheim/Kreis Höxter (WB). Wer mit Helga Kämpf-Jansen über die große Deele, vorbei an Marmeladengläsern und Eingekochtem, die schwere Holztreppe ins Obergeschoss ihres Ateliers hinauf steigt, der merkt sehr schnell: Hier arbeitet eine Künstlerin, die sich nicht festlegen will, die mit Materialien und Formen experimentiert. Eine Künstlerin, die die Vielfalt liebt.

Links steht das Ensemble »Heimatwälder«. Fast zwei Meter hohe grüne Holzstelen mit Fotografien von Hochsitzen im oberen Drittel, die unten kunstvoll mit den Grüntönen verlaufen. Davor hat Kämpf-Jansen Rehkitze und andere Waldbewohner aus Porzellan aufgebaut. Gegenüber ist ein ähnliches Werk zu sehen, das Barockensemble. In rosa und blau gehalten erinnert es in der Farbgebung an die bayerische Wieskirche im Allgäu.
Helga Kämpf-Jansen braucht Platz für ihre Kunst. »Wenn ich meine Werke gestalte, sehe ich sie bereits in einem großen Ausstellungsraum«, sagt sie und ergänzt, dass sie gerade deshalb vor fünf Jahren nach Peckelsheim gezogen ist, in das alte Bauernhaus mit der großen Deele und dem geräumigen Anbau. Hier will sie ihre Kunst auch anderen nahe bringen, das treibt sie an, bei der Aktion »Offene Ateliers« mitzumachen. Überall im Kreis Höxter öffneten am Wochenende Künstler ihre Werk- und Arbeitsstätten. »Es ist gut, dass die Leute sehen, wie wir arbeiten«, sagt Kämpf-Jansen, die ihr Geld als Kunstprofessorin an der Paderborner Universität verdient.
Im Untergeschoss ihres Ateliers, in zwei Licht durchfluteten Räumen mit weiß gestrichenen Wänden, kommen die vielfältigen, aber meistens farbstarken Installationen der Dozentin gut zum Ausdruck. »Kunstgärten« heißt eines ihrer neueren Werke. Es wächst vom Fußboden zur Wand, ein zentrales Motiv in den Arbeiten der Künstlerin. Aufgespießte Tischtennisbälle symbolisieren künstliche Pflanzen, die schließlich in Fotos echter Blumen münden.
Helga Kämpf-Jansen liebt es, Künstliches und Reales miteinander zu verbinden. Deswegen entsteht in ihrem Garten gerade eine Installation mit dem Titel »Maulwurfkrieg in deutschen Gärten«. Hundert Hügel will sie hier mit Blumenerde aufschütten. Die ersten drei sind schon fertig. Aus ihnen schauen Stoff-Maulwürfe heraus. Ein Elektrozaun soll das Kunstwerk begrenzen.

Artikel vom 19.06.2006