19.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 


Ngolepus lässt Koech abblitzen

Kenianischer Doppelerfolg - Deutsche EM-Teilnehmer ohne echte Chance

Von Gunnar Feicht (Texte und Fotos)
und Sören Voss (Fotos)
Borgholzhausen (WB). Bei der 31. Nacht von Borgholzhausen standen drei Asse der absoluten deutschen Spitzenklasse am Start - aber das unerschöpfliche Reservoir der kenianischen Straßenlauf-Spezialisten ist einfach zu stark: Charles Ngolepus und Eunice Jepkorir in der Frauenwertung ließen sich beim Elitelauf über fünf englische Meilen (8,045 km) als Sieger feiern.

Ngolepus lief in 22:56 Min. einen Start-Ziel-Sieg heraus, musste aber hartnäckige Attacken seines Landsmannes Nicholas Koech abwehren, der ihm bis in den Zielkanal dicht auf den Fersen war. Der Schützling des Detmolder Trainers Volker Wagner bestätigte die Top-Form seines Sieges beim Wiener Halbmarathon, den er vor zweieinhalb Monaten mit Streckenrekord von 1:01:07 Std. gegen starke Konkurrenz gewonnen hatte.
Unschlagbar scheint auf deutschen Straßenlaufkursen derzeit Frauen-Siegerin Eunice Jepkorir zu sein: Nach ihren Siegen über 10 km beim Paderborner Osterlauf 2004 und 2005 hatte sie auch in Oelde, Würzburg und Kassel ganz oben auf dem Treppchen gestanden - und verbesserte nun die Piumer Streckenbestzeit von Kathrin Weßel (25:50 aus dem Jahr 2002) deutlich auf 25:27 Min.. »Ich bereite mich jetzt in meiner Heimat auf Bahnwettkämpfe vor„, verabschiedete sich die 23-Jährige vorerst aus Deutschland. Im Gepäck einige Siegerschecks über hierzulande bescheidene Summen, die der Familie in Kenia aber den Grundstock für ein gutes Auskommen bieten.
Hinter Milka Jerotich (Kenia/26:26) lief die beste Deutsche auf Platz 3. Und auch Susanne Hahn (SV Schlau.com Saar 05/26:52) strahlte. Denn für die amtierende Deutsche Crossmeisterin läuft's derzeit perfekt. Im Frühjahr heiratete die 28-Jährige ihren Trainer Frank Hahn (der in Pium 26:50 lief), als Vierte beim Rotterdam-Marathon qualifizierte sie sich in 2:32:32 Std. für die Europameisterschaft, und in der EM-Vorbereitung liegt die angehende »Frau Doktor« im Fach Germanistik ebenfalls voll im Plan: »Auch der Kurs in Göteborg soll mit einigen Anstiegen gespickt sein. Das Rennen heute war ein guter Test, die Zuschauer haben uns toll unterstützt.«
Das fand auch Jan Fitschen, im nahen Osnabrück groß geworden, aber seit Jahren für den TV Wattenscheid am Start: »Ich habe das Rennen sehr genossen, es hat Riesenspaß gemacht.« Der Bahnspezialist, Deutschlands Nr. 1 auf den Strecken von 3000 bis 10000 m, bat fast um Verständnis, dass es am Ende »nur« zum fünften Rang (23:24) gereicht hatte: »Mitten in der Europameisterschafts-Vorbereitung ist man nicht in der Top-Verfassung, um auf der Straße gegen so starke Konkurrenz anzukommen«, sagte der 29-Jährige, der als einer der ganz wenigen deutschen Langstreckler seit Jahren zumindest europäischer Klasse die Stirn bietet. Sein Vereinskollege Alexander Lubina, ebenfalls für die EM in Göteborg qualifiziert, belegte am Ende als zweitbester Deutscher Rang 9 (23:39).
Als schnellster Ostwestfale im Elitelauf rannte Hermannslauf-Sieger Elias Sansar (Eintracht Bielefeld) nur sechs Tage nach seinem Erfolg beim Hitze-Marathon von Minden auf den 12. Rang, gefolgt von Matthias Brand (NSU Brakel/17.), dem Sieger der Isselhorster Nacht, und Oliver Reins (SV Brackwede/19.). Als bester Lokalmatador vom Ausrichter LC Solbad Ravensberg belegte Jörn Strothmann den 20. Rang, nur fünf Plätze dahinter kam sein Klubkamerad Tobias Limberg ins Ziel - 25. unter 254 Männern im Ziel des Nachtlaufs.
Bei den Frauen bestätigte Ilona Pfeiffer (LT Dissen) auf Platz 8 als zweitbeste Deutsche und schnellste Läuferin aus der Region ihre gute Form, gefolgt von Melanie Genrich (DJK Gütersloh/10.) und Stefanie Vergin (Post SV Gütersloh/11.).

Artikel vom 19.06.2006