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Mohn-Kreis fasziniert zwischen Feldern

Fürstenberger Künstler Ulrich Mertens realisiert großes Kunstprojekt - Blüte steht bevor

Von Anna Herbst
Fürstenberg (WV). Kennen Sie das? Sie gehen an einem schönen Sommertag spazieren und Ihr Blick schweift langsam über die Felder, doch plötzlich halten Sie inne. Was war das? Wie ein roter Farbklecks auf einer riesigen grünen Leinwand ist Ihnen die kleine Blüte des Klatschmohns sofort ins Auge gefallen und Sie bleiben einen Moment stehen, um sich über die Blume zu freuen.

Mit dieser Anziehungskraft, die vom Klatschmohn ausgeht, beschäftigt sich der Künstler und Fotograf Ulrich Mertens schon seit Längerem: »Das flüchtige Rot des Mohns fasziniert mich, außerdem habe ich beobachtetet, dass der Klatschmohn immer wieder Menschen in seinen Bann zieht.« So entwickelte er nach und nach die Idee zu einem einzigartigen Landart-Projekt. Am 7. Oktober 2005 säte er mit Hilfe des Landwirtes Ulrich Schulte ein kreisrundes Feld mit Klatschmohn im Sintfeld aus. Während der braune Kreis zunächst gut in der Landschaft zu erkennen war, fällt er mittlerweile kaum noch auf, da sich die grünen Mohnpflanzen gut der Umgebung anpassen. Um so mehr sind die Betrachter des außergewöhnlichen Feldes gespannt, ob es dem Fotografen wirklich gelungen ist, einen 80 000 Quadratmeter (mehr als zehn Fußballfelder!) großen, symmetrischen Kreis aus rotem Klatschmohn zu schaffen.
»Mittlerweile bin ich eigentlich jeden Tag am Feld und beobachte, was sich verändert«, verrät Ulrich Mertens. Und so hatte er jetzt tatsächlich das Glück die allererste rote Blüte zu entdecken. »Das war schon ein unbeschreibliches Gefühl«, erzählt der Künstler, denn schließlich begleitet er das Feld jetzt bereits seit neun Monaten. »Als der Mohn aufgegangen ist, habe ich jede einzelne Pflanze gezählt«, lacht Mertens. Besonders spannend ist es selbstverständlich jetzt, kurz bevor die drei bis fünf Millionen Blüten der Mohnpflanze zu blühen beginnen. Dabei lässt es sich nur schwer sagen, wann der große rote Kreis zu sehen sein wird. Doch eigentlich sollten die Pflanzen bald ihre roten Blüten präsentieren.
Um sein Projekt so zu verwirklichen, hat sich Mertens lange vorbereite, hat sich mit der Mohnpflanze auseinander gesetzt und bereits im letzten Jahr einen kleinen Probe-Kreis im Fürstenberger Schlossgarten ausgesät. Als es dann an die konkrete Umsetzung des Projektes ging, waren ihm der Graf von Westphalen und dessen Gutsverwalter Maximilian von Laer eine große Hilfe. So stellte dieser eine geeignete Stilllegungsfläche zur Verfügung, auf der, nach einigem Hin und Her mit den Behörden, das runde Mohnfeld ausgesät werden durfte.
Doch warum eigentlich rund? Schaut man sich alle anderen Felder in der Umgebung an, erkennt man fast ausschließlich eine rechteckige Form. Doch genau diesen Kontrast bezweckt Mertens. »Auf diese Weise soll dem Betrachter bewusst werden, dass unsere gesamte Umgebung, alle Felder und Wälder, vom Menschen gestaltet und bewusst strukturiert sind«, erläutert er seinen Mohnkreis. Dabei will der Künstler allerdings nicht der Moralapostel mit dem erhobenem Finger sein: »Wenn mein Projekt den Betrachter zum Staunen bringt und vielleicht ein wenig irritiert, bin ich schon zufrieden.«
Auch er selbst hat aus seinem Projekt gelernt: »Ich habe viel Achtung für die Arbeit der Landwirte gewonnen und sicherlich ein neues Verhältnis zur Natur, aber auch zu meiner Heimat dem Sintfeld bekommen.« Außerdem erhofft er sich einige tolle Bilder von seinem Projekt, die dann in einer Ausstellung zu sehen sein werden.
So sieht Ulrich Mertens in dem Mohnkreis auch ein Symbol der Vergänglichkeit, da dieser ja nur wenige Tage lang sichtbar sein wird. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Mohn im nächsten Jahr wieder in derselben Form blühen wird, ist sehr gering, da die Samen der Mohnpflanze nur auf frisch kultiviertem Boden ausschlagen.
Mit der Lage des Feldes ist der Fotograf besonders zufrieden. Es liegt an der Kreuzung zweier historisch bedeutsamer Straßen, der Via Regia und dem altem Heeresweg. Eine genaue Anfahrtsbeschreibung gibt's auf der Internetseite des Künstlers. Hinzu kommt noch die Nähe zum Flughafen Paderborn Lippstadt, denn so wird der ein oder andere Fluggast das Glück haben den roten Kreis aus der Luft bewundern zu dürfen. Wer in diesem Zeitraum keinen Flug gebucht hat, hat jetzt trotzdem die Chance das Landart-Projekt von oben zu betrachten, denn die Sparkasse-Paderborn verlost, ebenfalls auf der Internetseite des Künstlers, neun Freiflüge über dem Mohnkreis.
www.mohnkreis.de

Artikel vom 22.06.2006