17.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

MZG will Häuser im Ruhrgebiet

Unternehmen immer noch von Pleite bedroht - Weitere Einschnitte angekündigt

Von Karl Pickhardt (Text und Foto)
Bad Lippspringe (WV). Das weiterhin hoch verschuldete Medizinische Zentrum für Gesundheit (MZG) in Bad Lippspringe will künftig auch außerhalb der eigenen Stadtmauern in gemieteten oder selbst gebauten Häusern medizinische Dienstleistungen anbieten. Dabei hat MZG-Geschäftsführer Wolfgang Jitschin vor allem das Ruhrgebiet im Auge. Ohne neue Geschäftsfelder sei das MZG weiterhin von der Pleite bedroht.

Ein Sprung ins Ruhrgebiet, in dem das MZG ambulante Rehabilitationen anbieten möchte, hängt jedoch von der Zustimmung der Bezirksregierung ab. Deshalb forderte Jitschin Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl (FDP) bei ihrem Antrittsbesuch in Bad Lippspringe auf, den Weg für eine Expansion zu ebnen. Während Investoren aus der Privatwirtschaft über eigen finanzierte Neuansiedlungen an neuen Standorten selbst entscheiden, benötigen Kommunal-Heilbäder wie das MZG dazu die Erlaubnis der Aufsichtsbehörden. Das MZG ist zu 84 Prozent eine Tochter der Stadt Bad Lippspringe und zu 16 Prozent des Kreises Paderborn. Die Gemeindeordnung hat Privatinvestoren im Wettbewerb vor Einrichtungen, die vom Steuerzahler unterstützt werden, zu schützen.
Dem MZG in Bad Lippspringe steht nach Angaben seines Geschäftsführer Wolfgang Jitschin das Wasser weiterhin bis zum Hals. Das MZG komme zwar seinen Zins- und Tilgungspflichten nach, erwirtschafte aber weiterhin keine schwarze Null im operativen Geschäft. »Wir sind weiterhin von der Insolvenz bedroht«, sagte Jitschin beim Besuch der Regierungspräsidentin.
Die immer kürzeren stationären Reha-Aufenthalte mit drei oder vier Wochen zwingen das MZG aus Sicht von Jitschin, im Anschluss an einem Aufenthalt in Bad Lippspringe den Patienten in seinem Heimatraum ambulant weiter zu begleiten. So hat Jitschin das Ruhrgebiet im Visier: Dort könne das MZG Häuser bauen oder anmieten und somit auch stärker Zuweisungen von Patienten aus gesetzlichen Krankenkenkasssen erhalten. Derzeit sei die Deutsche Rentenversicherung stärkster Beleger in Bad Lippspringe.
Regierungspräsidentin Thomann-Stahl will den Bad Lippspringer Wunsch auf Expansion prüfen. Jitschin hofft, die Fußfesseln einer Expansion durch die Gemeindeordnung im Paragrapen 107 loszuwerden.
Für den MZG-Geschäftsführer ist der Sanierungsprozess des angeschlagenen Konzerns mit etwa 740 Mitarbeitern noch nicht abgeschlossen. Auch nach einem weitgehenden Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Arbeitszeitverkürzungen mit Lohneinbußen bereiten Wolfgang Jitschin die Personalkosten im MZG die größten Sorgen. Nach Ablauf des Tarifvertrages Ende Juli 2007 - bis dahin dürfen keine betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden - will Jitschin weitere Kostensenkungen im Personalsektor.
Er deutete an, sämtliche MZG-Einrichtungen als Profitcenter zu führen. Während Einrichtungen wie Karl-Hansen-Klinik oder Cecilien-Klinik (Onkologie) Gewinne erwirtschaften, seien Auguste-Viktoria-Klinik, Martinusquelle oder auch das einstige Zugpferd Allergie- und Asthma-Klinik Verlustbringer.
Das MZG zählt etwa 800 Betten im Reha- und 260 Betten im Klinikbereich.

Artikel vom 17.06.2006