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Der tägliche WM-Einwurf heute von Klaudia Genuit-Thiessen

Erfrischende Kommentare


Wer wie ich erst spät im Leben zur perfekten Fußballerbraut werden will, ist arm dran. Die Konkurrenz hat schon längst sämtliche Register auf dem Platz, am Rande desselben, vor der Flimmerkiste und am Herd gezogen. Und sich bestimmt - schade eigentlich - die Männer mit dem größten Fußballverstand weg geschnappt.
Glücklicherweise habe ich in den vergangenen Jahrzehnten auch ohne einschlägige Fußball-Kochbücher gelernt, mit Hilfe von Küchenmesser und Schneebesen zu überleben. Halbzeit heißt Mahlzeit? Wenigstens auf diesem Sektor kann doch jeder Küchenkicker auch ohne 1000 neue Kochbücher mithalten. Selbst total ohne Ballgefühle wird der Bauch bei genügend Frikadellen und Kartoffelsalat schön rund.
Dank der verschiedensten anderen Interessen in der Vergangenheit erfreuen sich die Männer in meinem Leben jetzt an den ungewöhnlich erfrischenden Kommentaren, mit denen ich die Fußballspiele begleite. Von keinerlei Sachkenntnis getrübt, beurteile ich Spieler, Spiele und Länder ungerührt nach Sympathie, Einhaltung der Menschenrechte und Klima. Nicht zu vergessen den Chic der Trikots. Nebenbei gefragt: Wo lassen eigentlich die Italiener schneidern?
Jedenfalls hat die Geschichte Unterhaltungswert - eine Tatsache, die mir offensichtlich über geraume Zeit entgangen ist. Oder sollte ich lieber sagen: glücklicherweise. Denn wie beim Rest der Menschheit ist Zeit bei mir Mangelware. Für 64 Fußballspiele am Stück hätte ich bisher keine freie Minute gehabt.
Also erst kurz vor Toresschluss - nein wie passend! - habe ich eben noch den Weg an die Rasenkante geschafft. Um dort festzustellen, was Gescheitere als unsereiner schon schön in Worte gekleidet haben: Der Ball ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

Artikel vom 17.06.2006