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Von Jürgen Vahle

Warburger
Aspekte

Auf dem Weg in die Holding


Der Warburger Stadtrat hat in der vergangenen Woche entschieden, das St. Petri-Hospital in Zukunft in alleiniger Trägerschaft übernehmen zu wollen. Einstimmig folgten die Stadtväter damit in weiten Teilen einem Vorschlag von Landrat Hubertus Backhaus vom Januar dieses Jahres. Nach anhaltenden Streitigkeiten zwischen den beiden Trägern Kreis (60 Prozent) und Stadt (40 Prozent) hatte der Landrat seinerzeit die »Scheidung« vorgeschlagen.
In den kommenden Wochen will der Kreis Höxter nun klären, ob das gegenüber der Landrat-Offerte vom Frühjahr leicht abgewandelte Übernahmeangebot der Stadt Warburg realistisch ist. Komplizierte Detailfragen müssen noch geklärt werden.
Hintergrund für die jetzt einstimmig getroffene Entscheidung des Warburger Rates: Die Stadt möchte noch in diesem Jahr einen privaten Partner finden, der das Warburger Krankenhaus teilweise oder auch zu 100 Prozent übernimmt. Der Rat verspricht sich größere Erfolgschancen für die Verhandlungen, wenn nur einer der Träger - nämlich die Stadt Warburg - mit den potentiellen Käufern verhandelt.
Leicht gemacht hat sich der Rat diese Entscheidung nicht. Zunächst wurde bei der Bezirksregierung geklärt, ob die Kommune überhaupt rechtlich als alleiniger Träger auftreten darf. Nach der Zustimmung aus Detmold wurden vom Rat zahlreiche Experten gehört, die sich zu möglichen Perspektiven für das St. Petri-Hospital äußerten. Auch die Mitarbeiter, die Geschäftsführung, das ärztliche Direktorium und die Pflegedienstleitung des Krankenhauses erklärten ihre Vorstellungen.
All diese Informationen haben im Rat die Erkenntnis reifen lassen, die nicht neu ist: Soll die Stadt Warburg auch langfristig als leistungsfähiger Klinikstandort erhalten bleiben, geht es nicht ohne starken Partner.
Allerdings legt Bürgermeister Michael Stickeln Wert darauf, dass der Investor das Krankenhaus mit so vielen Abteilungen wie möglich erhält und nur so viele Mitarbeiter wie vertretbar entlässt. Aus diesem Grund wurden Vorverhandlungen mit den Holdings »Kath. Hospitalvereinigung Weser-Egge« und »Gesundheit Nordhessen« aufgenommen, denen dies zugetraut wird.
Wer immer den Zuschlag für das Krankenhaus erhält: Ohne einschneidende Umstrukturierungen wird es nicht gehen. So wurde bereits im Vorfeld der ersten konkreten Verhandlungen davon gesprochen, dass weitere Stationen - wie die HNO- und die Kinderabteilung - zur Disposition stehen. Es ist durchaus möglich, dass aus dem Warburger Krankenhaus dann »nur« noch ein Hospital der Erst- und Notfallversorgung mit den vier Hauptabteilungen Chirurgie, Anästhesie, Urologie und Innere wird. Kompliziertere Behandlungen würden dann wohl zumeist in anderen Häusern der Holding vorgenommen.
Dem Vernehmen nach gibt es auch schon erste Zahlen, wieviel Mitarbeiter in dem 200-Betten-Haus (derzeit 300 Stellen) abgebaut werden müssten: zwischen 50 und 70 Jobs sollen es am Standort Warburg sein. Überdies werden sich einige Mitarbeiter bei der Übernahme wohl darauf einstellen müssen, dass sie an anderen Standorten der Holding eingesetzt werden. Das würde neben einer zu befürchtenden Kürzung der Gehälter noch Fahrkosten mit sich bringen.
Für die Angestellten und ihre Familien ist die Entscheidung eine bittere Entwicklung - zu erwarten war sie allerdings schon seit Jahren.

Artikel vom 17.06.2006