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Spielverderber mit Pokerface

GWO: BW Halles Neuzugang Jiri Novak ist unauffällig aber erfolgreich

Von Stephan Arend
Halle (WB). Er reist seit 16 Jahren als Profi um die Welt. Er hat sieben ATP-Turniere, so manche Davis Cup-Schlacht und mehr als sieben Millionen Euro Preisgeld gewonnen. Und dennoch: Jiri Novak, der in dieser Saison erstmals für den Tennis-Bundesligisten TC Blau-Weiß Halle aufschlägt, zählt zu den unscheinbarsten Spielern auf der Tour.

Bei den Gerry Weber Open ging der Tscheche in dieser Woche bereits zum sechsten Mal an den Start, schied in der zweiten Runde nahezu unbeachtet auf Platz zwei aus - 5:7 im dritten Satz gegen seinen jungen, hungrigen Landsmann Tomas Berdych, der als einer der größten Konkurrenten von Roger Federer gehandelt wird.
Auch im Alter von 31 Jahren und nach einer verletzungsbedingten Auszeit kann Novak also noch immer mit den ganz Großen seiner Zunft mithalten. Sein auf den ersten Blick unspektakuläres und emotionsloses Spiel hinterlässt bei den Zuschauern oft keinen bleibenden Eindruck. So werden sich wohl die wenigsten heimischen Fans daran erinnern, dass der Rechtshänder in Halle vor zwei Jahren in die Vorschlussrunde einzog und als Spielverderber das Traum-Halbfinale Haas gegen Federer verhinderte.
Novaks in jeder Hinsicht kontrollierter Auftritt auf dem Platz entspricht seinem freundlichen, introvertierten Naturell. Seine Gegner sprechen mit Respekt vom Pokerface aus Zlin, der mit seiner Familie in Monte Carlo lebt. »Novak ist einer, der auch neben dem Platz kaum auffällt. Er schleicht durch die Turniere«, beschrieb der Österreicher Stefan Koubek seinen Angstgegner. Und Tim Henman stellte fest: »Novak ist einer der effizientesten Spieler, die ich kenne. Gegen ihn zu verlieren, ist keine Schande.«
So ruhig Jiri Novak auf dem Platz seiner Arbeit nachgeht - der Profi ohne Starallüren zittert als Eishockey- und Fußballfan mit seinen Landsleuten: »Wenn unsere Nationalteams spielen, bin ich vor dem Fernseher nervöser als bei meinen eigenen Tennis-Partien.«
n Ausführliche GWO-Berichterstattung im überregionalen Sportteil.

Artikel vom 17.06.2006