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Jetzt muss Bonan
nicht mehr anklopfen

FCG-Frauentrainer: Doppel-Job bei RW Ahlen

Gütersloh (cas). Er hat die Fußballlehrerlizenz und verfügt über eine langjährige Erfahrung als Profi - trotz dieser Prädikate wartete Heiko Bonan bis vor kurzem vergebens auf adäquate Angebote aus höheren Männer-Ligen. »In eineinhalb Jahren hat sich kein einziger Interessent bei mir gemeldet«, gibt Bonan ehrlich zu.

Umso überraschter war der Noch-Trainer des Frauen-Zweitligisten FC Gütersloh, als er vor einigen Tagen gleich zwei Angebote bekam. Bonan hat sich gestern für den Regionalligisten Rot-Weiß Ahlen entschieden und dafür eine Menge Arbeit in Kauf genommen. Denn der einstige FCG-Libero wird in der neuen Saison nicht nur Bernard Dietz als Assistent zur Seite stehen - gleichzeitig übernimmt er die Oberliga-Reserve als Trainer. Trotz des großen Aufwands freut sich Heiko auf die neue Herausforderung riesig. »Zum einen kann ich von einem so alten Fuchs wie Dietz noch einiges lernen. Und zum anderen bleibe ich als Coach der zweiten Garnitur - eine reine Ausbildungsmannschaft - eigenständig«, zählt er die Vorteile auf.
Der Gütersloher hätte auch beim Nordrhein-Oberligavierten SSVg Velbert als Cheftrainer für Hans-Günter Bruns (soll Rot-Weiß Oberhausen übernehmen) anheuern können. Unter dem bereits vorliegenden Vertrag fehlte nur noch Bonans Unterschrift. Ein Verein mit Perspektiven: Velbert will sich für die künftige 3. Liga qualifizieren und baut dafür sogar ein neues Stadion. Doch trotz dieser verlockenden Aussichten erteilte Bonan den SSVg-Offiziellen eine Absage, nachdem ihm die Ahlener Anfang der Woche ihre Offerte unterbreitet hatten. »Die Entfernung spielte dabei auch eine Rolle«, räumt er ein.
Wäre Bonan mit den FCG-Mädels in die 1. Liga aufgestiegen, müsste Abteilungsleiter Michael Horstkötter jetzt nicht auf Trainersuche gehen. »Dann wäre ich auf jeden Fall beim FCG geblieben, zumal auch die immer attraktiver werdende Frauen-Bundesliga ein Sprungbrett sein kann«, ergänzt der baldige Ahlener, dem das Wersestadion gut bekannt ist. Hier spielte Bonan von 1997 bis 2000 für den damaligen LR.
Der Abschied vom FCG, den er im Oktober 2005 in voller Verantwortung übernahm, fällt ihm nicht leicht. »Zuerst hatte ich überhaupt keinen Plan, was Frauen-Kick betrifft. Aber der Job hat mir dann eine Menge Spaß gemacht. Eigentlich schade, dass wir uns auf halber Strecke trennen müssen«, sagt Bonan, mit dessen Abgang Horstkötter indes jederzeit rechnen musste. »Heiko hat bei uns Superarbeit geleistet, die Truppe konnte sich unter ihm weiterentwickeln«, bestätigt Horstkötter
Natürlich bedauert auch Bonans FCG-Partner Dirk van der Ven, dass beide Freunde sportlich auseinander gehen. »Ich hätte mit ihm ie Sache gern zu Ende gebracht«, sagt »Vanny«, der als »Co« dem Zweitligisten erhalten bleibt. Weil van der Ven (noch) keine Trainerlizenz besitze (»Ich mache aber jetzt den B-Schein«), die in der 2. Liga erforderlich ist, forscht nun Michael Horstkötter nach einem Übungsleiter mit Zertifikat.
Derweil muss sich Bonan an seine neue Umgebung erst noch gewöhnen. »Kann sein, dass ich in Ahlen am Anfang an die Kabinentür klopfe«, schmunzelt Heiko. Das gebot ihm die Höflichkeit im Umgang mit den FCG-Frauen.

Artikel vom 15.06.2006