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Wohnungssuche
endet in Sackgasse

Dieter Tysiak drohen Mietschulden

Von Michael Delker
Gütersloh (WB). Seine derzeitige Wohnung kann Dieter Tysiak nicht mehr bezahlen. 435 Euro bekam der Gütersloher monatlich von der GT aktiv GmbH für 52 Quadratmeter in der Strengerstraße. Zum 1. Juni wurde die Hilfe auf 274 Euro herabgesetzt. Das Problem: Der Hartz IV-Empfänger sucht händeringend eine günstigere Wohnung und findet keine.

»Ich befinde mich in der Sackgasse. Bei meinem Vermieter laufen Mietschulden auf, und ich habe keine Alternative«, klagt der 53-Jährige. Für Dieter Tysiak ist es samstags immer wieder das gleiche Ritual. In den Tageszeitungen studiert er den Gütersloher Wohnungsmarkt. »Von 50 Wohnungen sind in der Regel nur zwei dabei, die von der GT aktiv GmbH finanziert würden«, sagt Tysiak. Das Angebot sei klein und die Nachfrage groß. »Ich muss mit gut verdienenden Singles und jungen Leuten konkurrieren, die sich ihre erste gemeinsame Wohnung nehmen. Das klappt nicht«, erklärt der 53-Jährige. An seinem Willen, sich eine neue Bleibe zu suchen, fehle es nicht. Bisher jedoch habe er von potentiellen Vermietern nur Absagen bekommen. Selbst wenn er jetzt eine neue Wohnung finden würde, drohten Schulden. »Ich habe einen Mietvertrag mit einer sechsmonatigen Kündigungsfrist«, erklärt der Gütersloher.
Tief enttäuscht ist Dieter Tysiak von der GT aktiv GmbH. Um Schulden bei seinem jetzigen Vermieter zu vermeiden, hatte er um ein halbes Jahr mehr Zeit gebeten und gegen die Mietkostenreduzierung Widerspruch eingelegt. Die zuständige Teamleiterin der GT aktiv GmbH habe ihm daraufhin die Zusage gemacht, dass man die 435 Euro für ein halbes Jahr weiterzahlen würde. Er sollte noch ein ärztliches Attest vorlegen, weil er bereits seit längerem in psychiatrischer Behandlung ist. Dieter Tysiak reichte das Attest ein und fiel vor einigen Tagen aus allen Wolken, als er Post von der GT aktiv GmbH bekam. In knappen Worten wurde ihm mitgeteilt, dass ihm im Hinblick auf seinen Widerspruch nicht geholfen werden könne und dieser zur Entscheidung an die Widerspruchsstelle weitergeleitet worden sei. »Ich hatte die Zusage von der Teamleiterin, und davon war plötzlich keine Rede mehr. Ich bin menschlich sehr enttäuscht«, sagt Dieter Tysiak. Er befürchtet, dass bis zu einer Entscheidung Wochen und Monate vergehen. Er will deshalb eine einstweilige Anordnung beim Sozialgericht erwirken. »Der Weg bis zur Obdachlosigkeit ist nicht weit«, sagt Tysiak.
Noch keine konkrete Aussage zu dem Fall konnte gestern Fred Kupczyk, der Geschäftsführer der GT aktiv GmbH, treffen. Man sei vom Bund angehalten, die Kosten zu reduzieren. Für eine Sozialwohnung in einem Neubau seien 5,11 Euro pro Quadratmeter als Beihilfe die absolute Obergrenze. Die Wohnung von Dieter Tysiak scheine diesen Satz deutlich zu übertreffen. Eine Bereichsleiterin der GT aktiv GmbH will sich jetzt sachkundig machen.

Artikel vom 15.06.2006