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Lübbecke plant den großen Wurf

Großprojekt zur Belebung der Innenstadt - Kaufkraft von 55 000 Menschen nutzen

Von Erwin Eisfeld
Lübbecke (WB). Lübbecke will zurück an die Fleischtöpfe. Um die Kaufkraft aus der Region in die Stadt zu ziehen, sucht man einen so genannten Frequenzbringer. Sieben Planungsbüros stellten jetzt im Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung ihre Konzepte vor.

Die Ansiedlung eines Frequenzbringers in Lübbecke gilt als beschlossene Sache. Zwar ist noch ungewiss, an welchem Standort dies geschehen soll - auf dem Busbahnhof oder auf dem Gänsemarkt - gleichwohl gilt die Vorgabe, dass ein Frequenzbringer kein innenstadtrelevantes Sortiment dürfen darf. Damit sollen die Geschäfte in der Innenstadt in ihrem Bestand geschützt werden.
Um gleich die Spreu vom Weizen zu trennen, hatten die Projektplaner Vorgaben zu erfüllen: u.a. wurden Aussagen zum Flächenbedarf und zur Verkaufsfläche gefordert, die Anzahl und Lage der benötigten und geplanten Stellplätze war zu nennen, ebenso sollte die Erschließung und Einbindung des Busbahnhofs aus dem Konzept hervorgehen. Letzlich sollten die vorgesehenen Nutzer genannt und ein Nachweis über die Verfügbarkeit der privaten Flächen geführt werden.
Und diese Konzepte - die im Ausschuss nicht näher diskutiert wurden, sondern in Kürze in den Fraktionen ausgiebig beraten werden - wurden vorgelegt:
Die part AG (Bad Gandersheim) bewertet den Standort ZOB als ungeeignet und schlägt auf dem Gänsemarkt einen Lebensmittelmarkt mit 1 200 qm Verkaufsfläche vor. Betreiber gäbe es.
Werner Böker (Lübbecke) favorisiert ebenfalls ein Einkaufszentrum auf dem Gänsemarkt. Die vorhandenen Parkplätze bleiben erhalten, der Vollversorger-Markt mit insgesamt 4 100 qm Nutzfläche würde als erste Etage aufgeständert. Ähnliche Konzepte in Sulingen und Löhne seien sehr erfolgreich.
Das Architekturbüro Fischer stellte eine sehr detailreiche Neugestaltung des Busbahnhofs vor. Das Parkhaus müsste weichen, im Norden des ZOB würde eine voll überdachte Bushaltestelle für acht Busse entstehen. Entstehen würde ein Verbrauchermarkt mit 1 000 qm Verkaufsfläche in zweigeschossiger Bauweise (Betreiber: Edeka oder Rewe vorstellbar), der von kleinteiligen Geschäften ummantelt würde. 100 Stellplätze sind geplant.
Die bks-Architekten und das Architekturbüro Fortriede stellten einen gemeinsamen Entwurf vor, der einen 800 qm großen Supermarkt und einen Fachmarkt im Norden des ZOB aufweist. Insgesamt würden 3 100 qm großflächig auf zwei Ebenen überplant und die privaten Flächen am Papendiek mit einbezogen. Auch dieser Entwurf sieht eine voll überdachte Bushaltestelle im Norden des heutigen ZOB vor.
Immobilien Lilienkamp (Bad Oeynhausen) sprach sich gegen den ZOB als Standort aus (Grundstückszukauf erforderlich, Abbruch Parkhaus) und sieht den Gänsemarkt als geeigneten Standort, um einen Frequenzbringer in die Innenstadt zu bringen. Dort könnte eine Einkaufsstätte entstehen, die Kunden anzieht und Ausstrahlung ausübt. Die Rewe-Kette würde dort sofort einen Diskountmarkt für Vollversorgung errichten. Die Verkaufsfläche würde 1 800 qm (1 200 für Lebensmittel, 600 für Getränke) betragen, gedacht ist an 90 Parkplätze. Einzige Bedingung: Rewe kommt nur dann, wenn die Stadt auf der Blase-Kreuzungsfläche keine weitere Handelsgroßfläche erlaubt.
Als letzte stellte die Profilia GmbH (Porta Westfalica) ihre Pläne vor. Sie plant ein 3 000 qm großes Einkaufszentrum auf dem ZOB unter Einbindung des früheren Kaufhauses Deerberg. Erreicht werden soll dieser Schulterschluss durch eine Aufständerung des 3 000 qm großen Lebensmittelmarktes: Der Markt soll dann direkt an Deerberg angebaut werden, die Niedernstraße würde abgebunden, das Parkhaus würde bis auf das untere Geschoss (damit weiter nutzbar) abgerissen. Profilia präsentierte ein zusammenhängendes Konzept mit insgesamt 457 Parkplätzen auf mehreren (zu bauenden) Zwischengeschossen. Als Nutzer könnten WEZ, die Müller-Drogeriemarktkette, C&A women und H & M angesiedelt werden. Nur durch namhafte Anbieter könne dem starken Marktkauf entgegengewirkt und wieder mehr Kaufkraft in das Stadtzentrum gezogen werden. Als Kaufkraftpotenzial Lübbeckes gelten 55 000 Menschen.

Artikel vom 15.06.2006