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Mehr Eigenständigkeit entwickeln

»Wohnhaus am Dustholz« wird Bedürfnissen behinderter Kinder gerecht


Bünde/ Bad Oeynhausen (AM). »Der Weg ist kürzer!« Das ist für Meike Niewöhner das wichtigste Argument für den Umzug Ihres Sohnes in das neue Wittekindshofer Wohnhaus am Dustholz in Bünde-Ennigloh. Noch wohnt Marcel im Schülerdorf der Diakonischen Stiftung Wittekindshof in Bad Oeynhausen. Er mag Veränderungen, so dass schnell feststand, dass der 14-Jährige in das neue Wohnhaus für 24 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen an der Kloppenburgstraße umziehen wird. Schon vor Wochen war Marcel mit seinen Eltern und Diakon Jan Meyer, der das Haus leiten wird, auf der Baustelle. Marcel konnte selbst bestimmen, wie sein Zimmer gestrichen wird und welche Farbe die Möbel haben sollen.
Moritz Bicker ist erheblich schwerer behindert als Marcel. Seine Vorfreude kann er nicht in Worte fassen, aber seine Mutter ist überzeugt, dass der Umzug ihn genau das Richtige ist: »Moritz wird im neuen Haus ein beschütztes Lebensumfeld finden und erhält die Chance, noch mehr Eigenständigkeit zu entwickeln.« Auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen mit Rollstühlen oder Gehhilfen ist das barrierefreie Haus abgestimmt.
Marcel und Moritz werden zusammen mit sechs weiteren Bewohnern in der Gruppe 2 im Obergeschoss wohnen. Ingesamt werden neun junge Menschen aus dem Kinder- und Jugendbereich der Diakonische Stiftung Wittekindshof in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen nach Bünde umziehen. Weitere Wohnheimplätze sind an Jungen und Mädchen vergeben, die bisher bei ihren Eltern wohnen. Acht Plätze für Kinder und Jugendliche mit geistigen und mehrfachen Behinderungen sind nach Angaben von Diakon Bernd Samson, der als Wohnbereichsleiter Kinderheimat auch für den Neubau in Bünde verantwortlich ist, noch frei.
Das »Haus am Dustholz« wurde nach Vorgaben der Heimmindestbauverordnung und in Abstimmung mit dem Landesjugendamt gebaut. Viele Ausstattungsmerkmale und die Größe der Zimmer waren damit verbindlich festgelegt. Trotzdem ist es der Projektgruppe in Zusammenarbeit mit dem Lemgoer Architekten Stefan Brand gelungen, die Zimmer möglichst unterschiedlich zu gestalten, um den Bedürfnissen verschiedener Bewohner gerecht werden zu können. Die Wohngruppe von Moritz und Marcel hat ebenso wie den beiden anderen Wohngruppen zusätzlich eine Küche, ein Spielzimmer und einen Balkon bzw. eine Terrasse. Darüber hinaus gibt es Räume für Bewegungs- oder , Bastelangebote und Ruhezonen.
Bei einem Besuch haben Moritz und Marcel auch die »Käsedecke« entdeckt und von Architekt Stefan Brand erfahren, dass es eine Schallschutzdecke ist - als einer von vielen Bausteinen, damit die Bewohner ausgelassen spielen, neue Erfahrungen sammeln und sich im Haus wohl fühlen können.

Artikel vom 20.06.2006