14.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kirchenkreis ist unterwegs zur einladenden Kirche

Kreissynode befasste sich mit Zukunftsaussichten

Altkreis Halle (WB). Wie können wir gut gerüstet der Zukunft entgegengehen? Dieser Frage stellte sich die Synode des Kirchenkreises Halle im Gemeindezentrum an der Rothenfelder Straße in Versmold. Trotz des massiven Einbruchs bei den zur Verfügung stehenden Finanzen stand nicht das Geld im Mittelpunkt, sondern die Frage nach inhaltlichen Konzepten.

»Wachsen oder sterben?« Vor diese Alternative sieht sich die argentinische Kirche gestellt, berichtete Rainer Kalmbach, Pfarrer der argentinischen Partnerkirche am La Plata in seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst. In Argentinien entschied man sich für das Wachstum - unter in Deutschland unvorstellbaren Umständen. Doch auch auf die evangelische Kirche hier kommen Entwicklungen zu, die sich noch vor wenigen Jahren niemand vorstellen konnte. Die Verantwortlichen in den acht Kirchengemeinden des Kirchenkreises Halle müssen sich für das Jahr 2010 auf Einbußen von 48,83 Prozent gegenüber 2005 einstellen, machte Verwaltungsleiter Bernd Zirbes mit neuesten Informationen aus der Landeskirche schonungslos deutlich. In allen Gemeinden sind die Finanzen ein brennendes Thema, doch diese Dimensionen waren neu. Mit der Finanzlage wird sich die nächste Synode am 24. November beschäftigen.
Damit die Kirche sich in den Sparzwängen nicht verliert, sondern von ihrer Mitte her klare Zukunftskonzepte entwickeln kann, hatte Superintendent Walter Hempelmann Jens Haasen eingeladen. Haasen war Gemeindepfarrer und hat langjährige Erfahrung als Seelsorger und Berater wie auch als Gemeindeberater - ist sozusagen ein Unternehmensberater für Kirchengemeinden. Er lenkte den Blick weg vom Geld auf die Botschaft und Verheißung des Evangeliums, in dem er zur Identitätsbestimmung einlud: »Wer sind wir und was will Gott von uns an diesem Ort?« Haasen zeigte den Weg auf, wie man kreativ, selbstkritisch und realitätsbezogen zu einem Leitbild kommen kann, das dann in klare Konzepte umgesetzt werden muss. Der Referent stellte das Konzept »Gemeinde als Herberge« vor, in der alle willkommen seien, sich alles an den Bedürfnissen der Gäste messen lasse und auch die Gottesdienste sich nicht zuerst an den Mitgliedern, sondern an Außenstehenden orientiere.
Der Kirchenkreis Halle ist einen großen Schritt auf diesem Weg der Identitätsfindung bereits gegangen und hat sich im Jahr 2002 ein Leitbild gegeben; auch einige seiner Kirchengemeinden haben für sich diese Fragen schon beantwortet. Andere stehen noch am Anfang dieses Weges.
In Arbeitsgruppen war Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und zur Ideenfindung für die Weiterarbeit am Thema. Anschließend beschloss die Synode: Bis spätestens Ende Mai 2007 sollen alle acht Presbyterien und auch der geschäftsführende Vorstand des Kirchenkreises Konzeptionen für die nächsten fünf Jahre vorlegen. Darin soll klar benannt sein, welche inhaltlichen Schwerpunkte gesetzt werden, mit welchem Personal die Ziele verfolgt werden sollen und wie die Arbeit finanziert werden soll. Eine Analyse des Gebäudebestands soll dabei berücksichtigt werden. Dazu wurde ein Maßnahmenpaket zur Bewältigung der Finanzprobleme für die Landessynode der Ev. Kirche von Westfalen (EKvW) im Herbst verabschiedet.

Artikel vom 14.06.2006