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Paderborner Kunstpreis als
Geburtstagsgeschenk

Ingrid Moll-Horstmann wird heute 70 Jahre

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Ingrid Moll-Horstmann steht eine ereignisreiche Woche bevor. Am Donnerstag wird die Paderborner Künstlerin 70 Jahre alt, und sechs Tage später erhält sie den Paderborner Kunstpreis.

Als Ingrid Moll-Horstmann im Februar für den Paderborner Kunstpreis 2006 ausgewählt worden war, dachte niemand daran, dass die Auszeichnung zugleich ein schönes Geburtstagsgeschenk sein würde. Die Malerin und Grafikerin war - nach vier männlichen Preisträgern - einfach mal »dran«. »Der Kunstpreis ist meine erste öffentliche Anerkennung in Paderborn«, rückt die vielbeschäftigte und gefragte Künstlerin so auch in ihrer Wahlheimat endlich ins Rampenlicht. »Das freut mich schon - nach vierzig Jahren!«
So lange arbeitet die aus Herne stammende gelernte Kunsterzieherin schon in Ostwestfalen. Als Ehefrau des vor vielen Jahren verstorbenen Paderborner Orthopäden Rudolf Moll war sie an die Pader gekommen, wo sie sich gleich ihr Atelier einrichtete. »Ich bin in meinem erlernten Beruf gar nicht mehr tätig gewesen«, erzählt die Künstlerin. »Das war mein Glück - sonst hätte ich wahrscheinlich gar nicht so viel arbeiten können.
Gezählt hat die inzwischen wieder verheiratete Malerin und Grafikerin ihre Bilder nie. »Ich fange jetzt erst damit an, meine Arbeiten mit der Digitalkamera zu dokumentieren.« Vieles ist allerdings gar nicht mehr bei ihr zu Hause am »Ingrid-Moll-Weg« vorhanden - den Stichweg zu ihrem Einfamilienhaus hat ihr Mann so benannt und ein kleines privates Straßenschild angebracht.
Vor allem als Vertreterin der Christlichen Kunst hat sich Ingrid Moll-Horstmann über die Grenzen ihrer Heimatstadt hinaus längst einen Ruf erworben. Vor allem Kreuzweg-Gruppen und Glasfenster-Entwürfe hat sie für die unterschiedlichsten Auftraggeber angefertigt. Über ihre Fenstergestaltungen freut man sich unter anderem im Bad Driburger »Clementium«, im Paderborner Veronika-Heim und im St.-Bruno-Heim in Schloß Neuhaus. Für insgesamt sieben - kurioserweise ausschließlich evangelische - Kirchen in Norddeutschland hat die praktizierende Katholikin Altarwand-Gestaltungen geschaffen.
Angefangen hat die Künstlerin zunächst mit dem Holzschnitt - beeinflusst von ihrer Begegnung mit dem bekannten expressionistischen Grafiker Otto Pankok. Erst in den neunziger Jahren wandte sie sich der Leinwandmalerei zu, der heute ihr Hauptaugenmerk gehört. So hat sie zuletzt einen zehnteiligen Zyklus großformatiger Bilder zum »Sonnengesang« des Hl. Franziskus fertiggestellt, der im September erstmals in der gotischen Martinikirche in Braunschweig gezeigt werden soll.
Dass sich in ihren Bildern immer wieder christliche Gedanken ablesen lassen, schreibt Moll-Horstmann ihrer kulturellen Tradition zu. »Das rein narrative religiöse Bild lehne ich aber ab. Ich male keine Heiligenbildchen«, betont sie. Auch motivisch hat sich bei ihr im Laufe der Zeit viel verändert. Ihre Bilder haben sich vom Figürlichen zum Ungegenständlichen gewandelt. So zeigt eine ihrer eindrucksvollsten Arbeiten einen ganz abstrakten Kreuzweg, der dem Betrachter keine biblischen Figurengruppen vorführt, sondern ihn anhand von einfachen Form- und Farbstimmungen zur eigenen Meditation anregen soll.
»Ich male fast täglich«, verspürt Moll-Horstmann ungebremsten Schaffensdrang. Seit einiger Zeit gibt sie ihren Leinwandbildern durch den Auftrag von leimgebundenem Sand reliefartige Strukturen, die zum Teil mehrfach übermalt werden und dem Bild eine starke Tiefenwirkung verleihen. Von dem Paderborner Kunstprofessor Walther Schrader hat sie sich außerdem zum Aquarellieren »verführen« lassen - eine Technik, die sie mittlerweile ebenfalls gern und nachhaltig anwendet. Dem Realismus hat sie dabei weitgehend abgeschworen. »Ich zeichne heute nicht mehr vor der Natur, sondern versuche das aufs Papier zu bringen, was ich erlebt und erfahren habe.«
Die Verleihung des vom Kunstverein und der Sparkasse Paderborn ausgelobten Paderborner Kunstpreises ist am Mittwoch, 12. Juli, um 18 Uhr in der Sparkassen-Zentrale an der Hathumarstraße. Dort auch sowie im Adam-und-Eva-Haus gibt es eine Ausstellung ihrer Werke, für die Moll-Horstmann vor allem Arbeiten aus jüngerer Zeit ausgewählt hat.

Artikel vom 06.07.2006