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St. Petri: Stadt will
Hospital übernehmen

Gespräche mit zwei regionalen Holdings laufen

Von Jürgen Vahle
Warburg (WB). Die Stadt Warburg will das St. Petri-Hospital in alleiniger Trägerschaft übernehmen. Das hat der Stadtrat gestern Abend in nicht-öffentlicher Sitzung entschieden. Bürgermeister Michael Stickeln will so leichter Kontakt mit zwei regionalen Unternehmensverbünden (Holdings) knüpfen, die das St. Petri-Hospital ab 2007 teilweise oder sogar ganz übernehmen könnten.

Bislang führen Kreis (60 Prozent) und Stadt Warburg (40 Prozent) das Warburger Krankenhaus gemeinsam. Zuletzt hatte es zwischen den beiden jedoch teils heftige Kontroversen darüber gegeben, wie das Krankenhaus zukunftssicher aufgestellt werden muss. Die Meinungsverschiedenheiten führten schließlich zu einem Trennungs-Vorschlag von Landrat Hubertus Backhaus (wir berichteten am 26. Januar).
Sein Papier beinhaltet im Kern zwei Alternativen: Entweder der Kreis Höxter übernimmt die alleinige Verantwortung für das St. Petri-Hospital, die Stadt Warburg wird im Gegenzug von etwaigen Verlustbeteiligungen an der gemeinnützigen GmbH freigestellt.
Oder aber: Die Stadt Warburg übernimmt die alleinige Verantwortung für das St. Petri-Hospital. Der Kreis Höxter wird im Gegenzug von etwaigen Verlustbeteiligungen an der gGmbH freigestellt, erklärte sich aber bereit, die Pensionszahlungen - unter anderem für die seinerzeit verbeamteten Ärzte - in Höhe von 60 Prozent weiter zu zahlen.
Für diese zweite Variante mit kleinen Änderungen hat sich der Warburger Stadtrat gestern einstimmig entschieden, wie Bürgermeister Michael Stickeln und die Fraktionschefs Willi Vonde (CDU), Karl-Heinz Hellmuth (SPD), Franz-Josef Rose (Bündnisgrüne) und Wolfgang Gumm (Bürgerunion) sowie Helge Himstedt (FDP) in einer gemeinsamen Pressegespräch nach Ende der Sitzung mitteilten.
Dass die Stadt das Krankenhaus (300 Mitarbeiter, Verlust 2004 von 700 000 Euro) trotz der Entscheidung auf lange Sicht nicht alleine führen könne, liege auf der Hand, machte Stickeln deutlich. Daher habe es in den vergangenen Monaten bereits Vorgespräche mit der »Katholische Hospitalvereinigung Egge-Weser« und die »Gesundheit Nordhessen Holding AG« gegeben.
Erstgenannter Klinikverbund des Erzbistums Paderborn vereinigt die Krankenhäuser St. Ansgar Höxter, St. Rochus Steinheim, St. Josef Bad Driburg und St. Vincenz Brakel sowie Altenheime in Höxter, Steinheim, Beverungen, Brakel und Bökendorf, die Caritas- Pflegestationen in Warburg, Brakel und Höxter sowie verschiedene Schulen für medizinische Fachberufe unter einem Dach. In der nordhessischen Holding befinden sich das Klinikum und das Kinderkrankenhaus »Park Schönfeld« in Kassel, das Krankenhaus Arolsen, ein Reha-Zentrum und eine Seniorenwohnanlage in Kassel sowie eine Service-Gesellschaft.
Beide Holdings seien nicht darauf aus, maximale Gewinne in den Häusern zu erwirtschaften. Vielmehr wollten sie primär die anfallenden Kosten und Investitionen erwirtschaften. Eventuelle Gewinne würden in den Häuser bleiben, teilte Stickeln aus den ersten Vorgesprächen mit.
Wie immer die Entscheidung auch ausfällt: »An den Strukturen des Warburger Krankenhauses muss sich etwas ändern«, machte Stickeln deutlich. Schließungen von weiteren Abteilungen im Haus - beispielsweise der Kinderstation oder der HNO-Abteilung - könne daher nicht ausgeschlossen werden. Auch ein Stellenabbau werde sicher notwendig. »Massenentlassungen wird es aber nicht geben«, kündigte der Bürgermeister an. Über die normale Fluktuation im Personal könne sicher ein Großteil der Personaleinsparungen erreicht werden.
Im Frühjahr dieses Jahres hatten die Fraktionen des Rates in einem gemeinsamen Positionspapier maximal eine Minderheitsbeteiligung eines Partners erwogen. Dass nun einem neuen Partner sogar eine Übernahme zu 100 Prozent angeboten werde, hänge auch mit der Reaktion der Mitarbeiter zusammen. Geschäftsleitung, ärztliches Direktorium, Betriebsrat und Pflegedienstleitung des St. Petri-Hopspitals hätten sich in Gesprächen nicht auf eine einheitliche Ausrichtung für das Haus festlegen können. Auf dieser Grundlage habe die Stadt nicht anders agieren können.
Für die anstehenden Verhandlungen versprach Stickeln: »Wir werden versuchen, für das Haus und die Mitarbeiter das Beste herauszuholen!« Eine Vorliebe für den ein oder anderen potentiellen Partner gebe es nicht. Die Gespräche, die in den Sommerferien geführt werden sollen, seien zu allen Seiten hin offen.

Artikel vom 14.06.2006