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Pavel vertreibt den Heimspiel-Fluch

Gerry Weber Open: Der Tennis-Profi aus Borgholzhausen dachte schon ans Aufhören

Von Stephan Arend
Halle (WB). Als Andrei Pavel den kleinen Tennisball mit der Hacke übers Netz beförderte, klatschten Portugals WM-Stars in der Ehrenloge anerkennend Beifall. Auch das Spiel mit dem Schläger klappte gestern vorzüglich. Der Lokalmatador aus Borgholzhausen besiegte Marcos Baghdatis und steht in der zweiten Runde.

»Bei meinem Heimspiel bin ich immer besonders nervös, weil mich hier so viele Leute kennen. Diesmal war der Druck noch größer, weil ich meine Wild Card mit einer guten Leistung rechtfertigen wollte«, gestand der 32-Jährige nach seinem Erfolg. Sympathisch offen erklärte der Lokalmatador auch, warum er in der Weltrangliste von einem Top 20-Platz auf aktuell Rang 80 abgerutscht ist: »Da kommen immer viele Dinge zusammen. Man verliert knapp in der ersten Runde und irgendwann sein Selbstvertrauen. Dann ist meine Frau operiert worden, und ich habe eine Pause eingelegt. Irgendwann läuft man hinterher, verliert die Lust und die Motivation, hart zu trainieren.« Im Winter stellte sich Pavel dann die Frage: »Aufhören oder noch einmal für zwölf Monate voll angreifen und dann weitersehen.« Er entschied sich für die zweite Variante. Der Lohn waren vereinzelt gute Ergebnisse wie Erfolge über Carlos Moya oder Andy Roddick im Davis-Cup bzw. starke Doppelauftritte mit Alexander Waske in München und Paris. Doch die fehlende Konstanz verhinderte die Rückkehr in die absolute Weltspitze.
Damit kann ein Andrei Pavel mittlerweile aber gut leben. Im Spätherbst der Karriere ändern sich die Prioritäten. »Früher ging es vor allem darum: Wie viele Punkte bringt mir dieser Sieg, wie viel Geld verdiene ich. Mittlerweile möchte ich auf dem Platz vor allem eines: Spaß haben.« Und den hatte der Rechtshänder gestern auf dem Centre Court ganz sicher.
Auch nach den Gerry Weber Open können sich die heimischen Tennisfreunde ein Bild von Andrei Pavels Form machen. Der Rechtshänder schlägt in der Tennis-Bundesliga wie viele andere GWO-Teilnehmer ab Juli für Blau-Weiß Halle auf. Während seine zukünftigen Teamkollegen Jarkko Nieminen und Jiri Novak gestern ebenfalls in die zweite Runde einzogen, scheiterte in Alexander Waske ein weiterer »Blau-Weißer« frühzeitig.
n Ausführliche GWO-Berichterstattung im überregionalen Sportteil.

Artikel vom 13.06.2006