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Junger Robben rasant
und alter Figo famos


Ein Holländer könnte zum Superstar des WM-Turniers avancieren. Denn was Arjen Robben schon beim Auftakt-Sieg gegen Serbien-Montenegro zelebrierte, war Fußball vom Feinsten und hat mich schwer beeindruckt. Dieser unberechenbare, dribbelstarke, antrittsschnelle und beidfüßig starke Ausnahmestürmer kann selbst gestandenen Abwehrrecken die 90 Minuten zur Hölle machen. Und nicht von ungefähr schoss der rasante Robben das Tor des Tages.
Dagegen scheint der Stern eines anderen Angreifers der Oranjes langsam zu verglühen. Von Ruud van Nistelrooy habe ich vorgestern herzlich wenig gesehen, seine Auswechslung überraschte mich nicht. Dass Ruud bei seinem Klub Manchester United zuletzt auf der Bank Rost ansetzte und kaum Spielpraxis sammeln konnte, war auch nicht gerade förderlich für seine WM-Vorbereitung. Ruud muss schon einen Gang höher schalten, sonst droht ihm auch beim Bondsteam die Versetzung in die zweite Reihe.
Alle Achtung aber vor einem anderen erfahrenen Offensivkicker - ich meine Luis Figo. Beim knappen, allerdings nie gefährdeten Erfolg gegen Angola war zumindest für mich der schon 34-Jährige bester Portugiese. Der alte Hase Figo, der niemandem mehr etwas beweisen muss, stach sogar Portugals zu übereifrigen Superstar Ronaldo aus. Famos, wie Figo das Siegtor vorbereitete und dabei sogar Sprinterqualitäten verriet.
Der tolle Endspurt-Triumph der physisch enorm starken Australier gestern gegen Japan ist für mich ein weiteres Indiz, dass die sogenannten »Kleinen« immer mehr aufholen. Kein Wunder, denn etliche Profis vom fünften Kontinent kicken inzwischen in den höchsten europäischen Ligen. Auch Keeper Mark Schwarzer, der aber bei Japans Führungstor so betulich reagierte, als ob er sein Gehäuse zum Wäscheaufhängen verließe. Trotzdem: Die Australier machen international jetzt ähnlich große Sprünge wie ihre berühmten Kängurus.
Und heute freue ich mich auf eine Partie ganz besonders. Denn erstmals greift der WM-Favorit Brasilien ins Geschehen ein. Ich bin wirklich gespannt, wie sich die Sambakicker gegen den krassen Außenseiter Kroatien verkaufen werden.

Herzlichst,
Ihr Reinhard Schröter

Artikel vom 13.06.2006