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Hochglanzeffekt als Spiegel

Kunstausstellung mit Arbeiten von Wolfgang Norden im Burgmannshof

Lübbecke (sg). Mit Wolfgang Norden und seinen Werken zum Thema »Kritischer Realismus« ist es dem Kunstverein Lübbecke gelungen, eine sehenswerte Ausstellung in den Speicher am Burgmannshof zu holen. Zur Eröffnung begrüßten Peter Medzech und der stellvertretende Bürgermeister Burghard Grote die Kunstfreunde.

Auf eine Einführung hatte Norden bewusst verzichtet. Und wer die Bilder, Druckgrafiken und Objekte betrachtet, dem wird deutlich, dass die Werke eine deutliche Sprache sprechen. »Als Vertreter des ÝKritischen RealismusÜ befassen Sie sich in ihren Werken mit gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen, greifen moralische und menschliche Probleme auf«, so Grote. Ein wichtiger Themenbereich sei dabei die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen durch die Menschen. Mit seinen Arbeiten rege Norden zur Auseinandersetzung der Betrachter mit dem Thema und gleichzeitig mit dem eigenen Verhalten an.
Für seine Bilder entwickelte Norden eine exakte Malweise mit seiner eigenen Technik aus Tusche und Aquarellfarben. So vermitteln manche Werke auf den ersten Blick den Eindruck, man betrachte ein Hochglanzfoto. Doch bei genauerem Hinschauen entdeckt der Betrachter auf der glänzenden Lackoberfläche der Edelkarosse die Spiegelung abgestorbener Bäume und das Thema Waldsterben wird deutlich. Auch das Abbild des niedlichen Robbenbabys sticht ins Herz, erkennt man in den Augen die Reflektion eines Robbenschlächters mit erhobener Keule. Und aus den Schatten des edlen Parfümflakons und des Lippenstiftes, die wie auf einem Werbeplakat arrangiert sind, kristallisieren sich die gequälten Kreaturen heraus, die für die Kosmetikindustrie ihre Gesundheit und Leben in Laboratorien lassen. Doch die Palette reicht viel weiter. Die »Blauäugigkeit« der Touristen über das Elend in den Urlaubsländern wirkt dagegen beinahe erheiternd.
Das eigene Verhalten beleuchtet der Planet Erde, der in einem Abfallbehälter steckt, inmitten von Plastikmüll, Spraydosen, Batterien und Motorölkannen. Auch das »Buddelschiff« wird als Objekt mit dem Realismus konfrontiert. Anstatt eines prächtigen Seglers dümpelt eine Bohrinsel im trüben Wasser. Der Titel des Werkes: Grüße von der Nordsee.
Doch Norden versteht es ebenso mit Worten zu spielen. Im obersten Geschoss des Speichers wird die Astrologie zur »Astrolügie«, der Geduldsfaden reißt mitten im Wort und der Haussegen im Rahmen hängt schief. Die Werke von Wolfgang Norden, der 1949 in Bielefeld geboren wurde und heute in Gütersloh lebt, sind noch bis zum 9. Juli jeweils samstags zwischen 11 und 13 Uhr und sonntags zwischen 16 und 18 Uhr sowie nach Vereinbarung (Tel. 0 57 41 / 29 89 40) zu sehen.

Artikel vom 13.06.2006