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Anschlag auf Spielplatz verübt

Höchste Gefahr: Unbekannte spannen Nylonschnüre über Geräte

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn der kleine Robin nicht so einen scharfen Blick hätte. Der Dreijährige entdeckte gestern Morgen auf dem Spielplatz Hilterweg als erster die Nylonfäden, die Unbekannte in der Nacht über die Rutsche gespannt hatten. Höchste Verletzungsgefahr für die Kinder. »Das ist kein Streich«, sagt Erzieherin Stefanie Rottmann. Vize-Bürgermeister Reinhard Junker spricht sogar von einem Anschlag.

Der kleine Spielplatz mit Kletternetz, Sandkasten, Rutsche, Wippe und Schaukel ist allmorgendlich das Ausflugsziel der in den Gemeindewerken untergebrachten Spielgruppe »Rappelkiste«. Und häufig liegen dort Flaschen und Kippen, müssen Müll und Scherben weggeräumt werden, bevor die zwölf Zwei- und Dreijährigen spielen können. Die Erziehrinnen hatten den Spielplatz auch gestern genau in Augenschein genommen - und trotzdem war es Robin, der mit seinem Ruf: »Guck mal Steffi, ganz viele Bänder«, auf die Gefahr aufmerksam machte. Quer über die Plattform oben an der Rutsche waren die durchsichtigen Nylonschnüre, hauchdünn und reißfest gespannt. »Genau in Kopfhöhe der Kinder, wenn sie sich zum Rutschen hinsetzen«, schildert die Erzieherin.
Die Fäden waren nicht nur an der Rutsche, sondern auch an den Schaukeln und am Seilzirkus, dem Kletternetz. Und sie waren so straff gespannt und so fest verknotet, dass Stefanie Rottmann und ihre Kollegin Melanie Schmitz sie erst gar nicht lösen konnten.
Stefanie Rottmann rief umgehend die Polizei und erstattete Anzeige. »Da hat sich jemand richtig Mühe gemacht. Es muss lange gedauert haben, die Schnüre so zu spannen«, geht sie von Vorsatz aus. Bürgermeister-Stellvertreter Reinhard Junker pflichtet ihr bei: »Das ist ein ganz klarer Straftatbestand«, erklärt er im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Da habe jemand ganz bewusst die Spielgeräte manipuliert. Seiner Meinung nach kann der Anschlag auch nur bei Dunkelheit verübt worden sein.
Die Polizei ermittelt. Und Reinhard Junker appelliert an die Nachbarn und Spaziergänger aufmerksam über diesen, wie auch jeden anderen Spielplatz der Gemeinde zu gehen. Insgesamt gibt es 35, und immer wieder sind sie Treffpunkte von Jugendlichen. Immer wieder komme es zu Trinkgelagen und Randale, zu Verunreinigungen durch Müll, zu Beschädigungen und Zerstörungen an den Spielgeräten. Deshalb habe die Gemeinde auch einen Mitarbeiter, der alle Spielplätze Woche für Woche genauestens überprüfe, deshalb fänden auch abendliche Kontrollen durch die Polizei statt, so Junker.
Indes sprechen die Mütter der »Rappelkiste« schon von einem Brennpunkt am Hilterweg: »Hier müsste die Polizei noch häufiger kontrollieren«, sagen sie. Jugendliche vermuten sie hinter der Tat: »Da ist auch das Elternhaus gefragt. Eltern müssen besser im Blick haben, wo sich ihre Kinder aufhalten und was sie machen.«

Artikel vom 14.06.2006