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Geländemaschinen zerpflügen »Teuto«

Knatternde Maschinen rasen sogar in Ruhezonen des Wildes - Mehr Respekt vor der Natur

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Eine Fußgängerin fühlte sich schon ernsthaft bedroht, Jäger und Naturschützer sind erschüttert über das rücksichtslose Vorgehen. Mit schweren Geländemaschinen sind in den vergangenen Wochen Unbekannte wiederholt durch den Teutoburger Wald gerast.

Die Motorradfahrer, so hat es Ex-Polizist Erich Schäfer schon häufiger im Wald oberhalb des »Berghofes« beobachtet, schrecken vor nichts zurück, um ihr zweifelhaftes Hobby in freier Natur ausüben zu können. Mit knatternden Motoren dröhnen sie nicht nur über die Spazierwege, sondern auch querfeldein über Stock und Stein. Erich Schäfer hatte sich bei einem seiner Spaziergänge mit seinem Labrador auf einen Meter an einen der Übeltäter herangeschlichen und ihn auch angesprochen. Der Motorradfahrer aber gab nur Vollgas und verschwand lautstark im Wald.
Auch polizeiliches Gespür half da nicht weiter: Die Fahrer sind durch ihre Integralhelme nicht zu erkennen, die Nummernschilder der Motorräder sind absichtlich mit Dreck verschmiert. Die zwei auffälligen gelben und orangenen Geländemaschinen, möglicherweise eine KTM und eine Susuki, so vermuten Erich Schäfer und Jagdpächter Professor Helmut Diedrich, müssen wohl aus dem Raum Werther durch den »Teuto« nach Halle herüberkommen und machen selbst vor Naturschutzgebieten nicht Halt. Diedrich hat bei seinen Streifzügen durch den Wald unter anderem schon ein überfahrenes Rehkitz nahe der »Kaffeemühle« und eine ebenfalls überfahrene Blindschleiche gefunden.
Den passionierten Jäger ärgern allerdings nicht nur die knatternden Motorräder. Sie sind lediglich die Spitze des Eisberges, denn immer mehr Menschen scheinen keine Ahnung davon zu haben, was im Wald erlaubt und verboten ist. Immer mehr Menschen missachten die einschlägigen Bundes- und Landesgesetze und werden auch noch pampig, wenn sie darauf angesprochen werden. Das gilt für den Hundebesitzer, der sein Tier frei laufen lässt, genauso wie für den Mountain-Biker, der einfach querfeldein und abseits der befestigten Wege fährt, oder für den Spaziergänger, der geschützte Pflanzen ausreißt oder seltene Blumen abpflückt und mit nach Hause nimmt.
Wenn Motorradfahrer oder Mountainbiker auch noch mitten durchs Gebüsch fahren, dann platzt Professor Diedrich die Hutschnur. Gerade da, wo sich der Wald verjüngt, viele frische Triebe nachwachsen, da zieht sich das Wild zurück. Wenn hier Mutter- und Jungtiere getrennt oder dauernd gestört werden, bedeutet das vor allem für den Nachwuchs das Todesurteil. »Kitze verhungern dann einfach,« schildert Diedrich ein häufiges Schicksal in der Kinderstube des Waldes.
Professor Diedrich wünscht sich wieder mehr Respekt vor der Natur, bedauert aber, dass von Seiten der Behörden nichts unternommen werde, um die gesetzlichen Regeln auch durchzusetzen oder wenigstens darüber zu informieren. Er setzt deshalb auf die Mithilfe derer, die den »Teuto« als Ruhezone und Naherholungsgebiet verstehen. Wer beispielsweise die auffälligen Geländemaschinen beobachtet, sollte sich Details einprägen und diese an die Haller Polizeiwache weitergeben.

Artikel vom 13.06.2006