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Newcomer setzen
in 2006 die Akzente

Jeweils erster Marathon für Sieger Sansar und Krull

Von Volker Krusche
(Texte und Fotos)
Minden (WB). Des einen Freud, des anderen Leid - selten dürften diese beiden Begriffe ihre Anwendung so gerechtfertigt haben, wie bei der gestrigen sechsten Auflage des Rose-Marathons. Denn durch die hochsommerlichen Temperaturen kamen die zahlreichen Zuschauern an der Strecke und im Mindener Weserstadion zwar voll auf ihre Kosten; die 585 Läuferinnen und Läufer mussten auf den 42,195 Kilometern allerdings Schwerstarbeit verrichten und dabei nicht selten an ihre Leistungsgrenzen gehen.

Am Besten taten dies Silvia Krull von der LG Lage Detmold und Elias Sansar vom TuS Eintracht Bielefeld. Beide gingen erstmalig in Minden an den Start, beide sind blutige Marathon-Anfänger - und beide sicherten sich mit jeweils deutlichem Vorsprung den Gesamtsieg. Sie konnten nach Erreichen des Ziels ihr Glück auch kaum fassen. »Ich kann es kaum glauben, dass ich hier gewonnen habe«, so Silvia Krull. Und Elias Sansar ergänzt: »Die Hitze hat mächtig gebrannt. Ich bin froh, mit einer solch guten Zeit in Minden gewonnen zu haben.«
Sansar führte übrigens ein mächtig großes, vor allen Dingen aber erfolgreiches Feld von Läufern des TuS Eintracht Bielefeld an. Neben ihm schafften noch weitere vier Eintrachtler den Sprung in die »Top Ten«.
Elias Sansar schaffte bei seinem allerersten Marathon gleich einen Start-Ziel-Sieg. Allerdings ist der 26-Jährige kein Unbekannter in der Szene. Und das Jahr 2006 dürfte für ihn auch zu einem bislang unvergleichlichem werden. Grund: Vor seinem gestrigen Erfolg in Minden debütierte Sansar beim Hermannslauf - und gewann auch dort! Also kein Zufall, dass er in Minden triumphierte. Bereits nach wenigen Kilometern hatte er sich einen stattlichen Vorsprung herausgelaufen. Nach der Hälfte der Strecke betrug der schon knapp zehn Minuten! Allerdings wäre sein Coup fast noch schiefgegangen, denn noch 35 Kilometern plagten ihn Krämpfe im Oberschenkel. Die zwangen ihn zu einer kurzen Pause. »Da hielt plötzlich ein Auto neben mir. Zwei Männer stiegen aus und dehnten meinen Oberschenkel. Nach eineinhalb Minuten konnte ich wieder weitermachen. Die ersten 300 Meter im Joggen, anschließend dann wieder im Laufen«, berichtete Sansar. Der in Detmold lebende Rose-Sieger nahm seine Kraft, wie er feststellte, auch aus den Anfeuerungen der vielen Zuschauer. »Das Publikum am Straßenrand hat mich kräftig angefeuert. Da merkte man nicht so sehr, dass kaum ein Baum oder Haus da war, die Schatten gespendet hätten.« Der ehemalige 1500 m-Spezialist, der inzwischen auf die 5000 und 10000 m umgestiegen und hier in den deutschen Bestenlisten vorn zu finden ist, hat jetzt ein neues Ziel: »Ich will beim Berlin-Marathon Ende September die 2:20 Stunden-Grenze knacken.«
Hinter Sansar, dem »Unbestechlichen« Robert Scholz, der 13 Minuten Rückstand hatte, und Sansar-Teamkollege Volkmar Rolfes kam Bernd Nedderhoff von den Lübbecker Berglöwen wie schon im vergangenen Jahr auf den vierten Rang. Zwei Minuten fehlten ihm zum Treppchenplatz.
Bei den Frauen jubelten gleich zwei: zum einen Siegerin Silvia Krull, zum anderen die wie 2005 auf Platz zwei eingelaufene Silke Rösener vom gastgebenden TuS Eintracht Minden. Silvia Krull konnte ihr Glück im Ziel kaum fassen. »Es war mein erster richtiger Marathon, denn der Arolsen-Marathon, den ich im November bestritt, war mehr ein Berglauf.« Den hatte sie aber auch gewonnen.
»Es war sehr anstregend, doch das Publikum hat mich mitgerissen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Zeit schaffe.« Im ersten Renndrittel hatte sie sich noch zurück gehalten, dann aber aufs Gas getreten und Silke Rösener überholt. »Um Kilometer 30 wurde es dann ungemein schwer. Aber ich habe die Phase gut überstanden.« Was sich im Ziel in 3:01:16 Stunden und einem Vorsprung auf Rösener von fast sieben Minuten niederschlug. Rösener selbst erreichte letztlich 34 Sekunden vor Vorjahressiegerin Heike Mohn vom TSVE 1890 Bielefeld das Ziel im gut gefüllten Mindener Weserstadion.

Artikel vom 12.06.2006