12.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Wisent-Liebe« ist grenzenlos

Kooperation mit Polen soll Züchtungserfolge in Hardehausen verbessern

Bad Driburg/Neuenheerse/Scherfede (thö). Mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages ist die Partnerschaft zwischen dem Forstamt Bad Driburg und dem polnischen Nationalpark Bialowieza besiegelt worden. Mit der Vereinbarung soll die Nachzucht des Wisents verbessert werden.

Forstamtschef Ernst-Heinrich Uber und der Betriebsleiter des Wisentgeheges Hardehausen, Rainer Glunz, stellten die Kooperationsvereinbarung im Waldinformationszentrum Hammerhof in Scherfede vor. Im Kern geht es darum, Inzest in der Wisentzüchtung zu vermeiden.
Als das Forstamt Bad Driburg 1958 die Wisentzucht in Hardehausen etablierte, lebten nur noch 54 Wisente weltweit. Heute hat sich der Bestand mit 3300 Tieren deutlich erholt, auch dank des Hardehausener Engagements, wo bis heute fast 150 Kälber geboren wurden. »Man kann sich sicher vorstellen, dass bei vielen Tieren das verwandtschaftliche Verhältnis sehr eng ist«, machte Uber deutlich.
Konkret gehört zu der deutsch-polnischen Zusammenarbeit auch ein Tieraustausch. Für das 2003 eröffnete neue Gehege erhielten die Hardehausener Wisentzüchter bereits vier Kühe und einen Wisentbullen aus Polen. Für dieses Jahr wurde eine Lieferung von vier weiteren Wisentkühen vereinbart. Damit ist Hardehausen das einzige Wisentgehege in Deutschland, in dem zwei verschiedene Wisentarten leben. Im alten Gehege von 2003 sind sechzehn kaukasische Flachland-Wisente zu Hause und im neuen Gehege leben fünf Wisente der Flachland-Bialowieza-Linie. Die Gesamtgröße des Wisentgeheges umfasst 170 Hektar.
In Bialowieza, wo die Vereinbarung in der vergangenen Woche zusammen mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald unterzeichnet wurde, wird auch das Weltzuchtbuch für Wisente geführt. Das Forstamt Bad Driburg will die Polen bei der wissenschaftlichen Erfassung aller neu geborenen, Wisente unterstützen. Geplant ist eine gemeinsame Forschungsstelle. Möglicherweise kann auf dem Hammerhof sogar eine Nebenstelle des Zuchtbuchamtes eingerichtet werden.
Für die Zukunft wünscht sich Forstdirektor Ernst-Heinrich Uber einen Ausbau der Wisentzucht in Hardehausen. Sogar über eine Erweiterung des Geheges wird schon nachgedacht. Um diese ehrgeizigen Ziele verwirklichen zu können, ist der Forstdirektor zurzeit auf der Suche nach privaten Geldgebern.

Artikel vom 12.06.2006