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Der Ball rollt
auch im Theater

Ensemble ist im »Fußballfieber«

Espelkamp (sg). Schon am Vorabend des Beginns der Fußballweltmeisterschaft ertönte der Pfiff zum Anstoß im Neuen Theater. Das Espelkamp-Ensemble steckte die Zuschauer mit »Fußballfieber« in Form einer szenischen Lesung an.

Die Auszeichnung des Theaters als »Ort der Ideen« im »Land der Ideen« von Bundespräsident Horst Köhler nahmen die Veranstalter, die Stadt Espelkamp und das Espelkamp-Ensemble in Kooperation mit Uwe Müller zum Anlass, sich dem »äußerst vielfältigen Thema Fußball« zu widmen, erklärte Torsten Simon in seiner Begrüßungsrede.
Einziger »Ersatzspieler« an diesem Abend war Stefan Winkelhake am Klavier, der für Uwe Müller »aufs Feld« geschickt wurde. Winkelhake begleitete die Lesung musikalisch und stimmte unter anderem mit »Buenos dias argentina« auf das amüsante Programm rund um »die Kugel« ein. Während dessen versuchten Sören Höke und Horst Halstenberg wiederholt vergeblich, eine Konferenzschaltung zu bekommen.
Zum Glück, vor allem für die nicht so Informierten, lieferte Edith Stöver in ihrem VHS-Kursus »Fußball für Anfänger«, die Regeln eben dieses Sports in »leicht bekömmlichen Häppchen aufgearbeitet«. Wichtigste Regel: »Wer die meisten Tore schießt, wird als Sieger laut begrüßt«. Gedichte von Heinz Erhard, die »Große Oper in kurzen Hosen« von Johannes Drexler und prägnante Zitate beispielsweise von Sepp Herberger (»Das nächste Spiel ist immer das schwerste«), gaben der Aufführung eine besondere Würze.
Und Jürgen Schröder brachte es auf den Punkt: »Manche tun so, als ginge es beim Fußball um Leben und Tod, dabei geht es um viel mehr.« Horst Halstenberg hingegen warnte mit Ringelnatz vor »Gebrauch des Fußballwahns« und in Edith Stövers Märchenstunde wurde die »Legende vom Fußballplatz« von Ödön von Horvath erzählt. Da gab es einen Engel mit Flügeln in den Vereinsfarben von Ober- und Unterhaching, goldener Schiedsrichterpfeife und purpurnen Fußballschuhen, der den mattweißen Fußball in Richtung Milchstraße köpfte. Dorthin, wo ein Erzengel schon als Schiedsrichter wartete und ein niemals endendes Spiel anpfiff.
Besonderes Highlight des Abends war die selbstverfasste Geschichte von Horst Halstenberg »Training ist alles«. Als waschechter Fußballfan flieht er vor dem Vorwerkstaubsauger seiner Ehefrau ins Exil zu Willi - dem Eckkneipenbesitzer in der Wattenscheider Straße - um über die Weltmeisterschaft in Ruhe nachdenken zu können. Und auf die Frage, wer denn gewinnen wird, kommt die klare Gegenfrage: »Bin ich Prophet oder Proletarier?«
Das Espelkamp-Ensemble unter der Leitung von Bärbel Brandt, zeigte die verschiedensten Facetten der vor allem vom Mann geliebten Sportart so gekonnt auf, dass selbst »Frau« noch zum Fan mutieren.

Artikel vom 12.06.2006