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Neue Wege und alte Werte

Sommerfest zum Jubiläum des Pflegehauses Obernfelde


Lübbecke (ber). Den Spagat zwischen der Tradition eines von christlicher Nächstenliebe geprägten Pflegehauses und den Anforderungen eines modernen Altenheimbetriebs (bis hin zu den Feinheiten der Hygieneverordnung) zu bewältigen - das ist eine stetige Herausforderung für die Menschen, die hinter der 150 Jahre alten Lübbecker Institution stehen, die am Samstag diesen außergewöhnlichen Geburtstag feiern konnte. Auftakt war ein Gottesdienst im Festzelt, das angesichts des herrlichen Wetters vielleicht gar nicht notwendig gewesen wäre, aber so den zahlreichen Besuchern Schatten spendete. Blasheims Pfarrer Friedrich Stork begrüßte die Besucher des Gottesdienstes und ging schon in seinen ersten Worten auf die Schwierigkeiten des Heimes angesichts einer Politik ein, die auf »große Häuser« ausgerichtet sei, die angeblich effizienter arbeiteten. Ob das stimme, wollte Stork zumindest in Frage stellen und rief dazu auf, dann eben besser zu sein als die anderen und sich mit Gottvertrauen nicht unterkriegen zu lassen. »Manchmal muss man neue Wege gehen, um die alten Werte zu bewahren«, meinte Stork und dankte vor allen den Mitarbeitern, die oft im Verborgenen wirkten. Vertrauen in Gott habe die Gründung des Hauses durch Caroline und Luise von der Reck vor 150 Jahren ermöglicht, mit diesem Vertrauen sollte das Haus auch in die Zukunft gehen. Dem Tenor dieser Worte schloss sich auch der Prediger des Tages an, Pastor Dietrich von Bodelschwingh. Er rief auf zum Lob Gottes am Festtag, aber auch dazu, den Alltag mit seinen Schwierigkeiten nicht zu vergessen. Bei allen Problemen, auf die das Haus im Verwaltungsdenken stoße: »Dies ist ein besonderes Haus, und zwar durch seine Nähe zum Menschen«, meinte von Bodelschwingh. Hier stehe der betreute Mensch im Mittelpunkt, und das verschaffe der Einrichtung einen ausgezeichneten Ruf in der Region, so die Redner. Zu denen gehörte auch Landrat Wilhelm Krömer, der zum ersten Mal in Obernfelde war und auch die idyllische Lage bewunderte. Der Pionierleistung der Schwestern von der Reck, mit dem Pflegehaus den »Hilflosesten unter den Bedürftigen« seinerzeit Zuflucht zu gewähren, sprach er seine Anerkennung aus.

Artikel vom 12.06.2006