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Martin Reimann klärt mit Kollegen 170 Wohnungseinbrüche auf

Schloß Holte-Stukenbrock (ms). Unendlich viel Kleinarbeit, Vergleich von Zeugenaussagen und das gemeinsame Vorgehen in einer kreisübergreifenden Ermittlungskommission hat zum Erfolg geführt. Kriminalhauptkommissar Martin Reimann, ein Kollege aus Bielefeld und zwei aus Bad Salzuflen ist es zu verdanken, dass 170 Wohnungseinbrüche aufgeklärt sind. Die Tatverdächtigen sitzen in Untersuchungshaft.

Die Schloß Holte-Stukenbrocker Kriminalpolizei unter der Leitung von Heinz Schnieder musste vier Monate lang auf den Kollegen Martin Reimann verzichten - der Erfolg rechtfertigt diesen Einsatz. Anfang November und im Dezember häuften sich in Schloß Holte-Stukenbrock und Verl die Einbrüche in Wohnungen. Schnell war der Kripo klar, dass es sich immer um die gleiche Tätergruppe handeln musste. Die Einbrecher kamen stets in der Dämmerung zwischen 17 und 19 Uhr, drangen von der rückwärtigen Seite eines Gebäudes, meist durch eine Terrassentür, ein. Ein Zeuge aus Verl berichtete, dass er drei Männer in seiner Einfahrt gesehen habe - mit Regenschirm und mit »Knopf im Ohr«, so dass sie miteinander sprechen konnten. In der Umgebung des Hauses dieses Zeugen hat es tatsächlich drei Einbrüche gegeben. Diese Beobachtung, so berichtet Martin Reimann, war deckungsgleich mit Zeugenberichten aus Bielefeld. Ein Zeichen dafür, dass die Bande überörtlich aktiv war. Am 5. Januar hat ein Wohnungsinhaber in Bad Salzuflen die Einbrecher überrascht. Sie attackierten den Mann mit Reizgas und flüchteten. Auch in Bielefeld-Dalbke hatte es am Silvesterabend einen Angriff mit Reizgas gegeben. Das Salzufler Opfer konnte helfen, treffende Phantombilder von zwei Tatverdächtigen anzufertigen - auf denen erkannten andere Zeugen die ihnen aufgefallenen Personen wieder. Anfang Februar wurde die Ermittlungskommission von der Bezirksregierung gegründet. Zu diesem Zeitpunkt waren die Einbrüche nicht mehr dermaßen häufig. Zwei Tatverdächtige hatten die Polizisten jetzt im Auge. Bei einer Hausdurchsuchung bei einem 31-jährigen aus dem ehemaligen Jugoslawien stammenden Bielefelder und seinem 42-jährigen Onkel fand die Polizei Diebesgut im Wert von 20 000 Euro.
Die Ermittlungskommission hat das Gros ihrer Arbeit erledigt: 170 Wohnungseinbrüche, davon 70 im Kreis Gütersloh, 40 in Bielefeld, 17 im Kreis Lippe und den Rest verteilt in Bad Oeynhausen, Herford und Warendorf werden den Verdächtigen zur Last gelegt. Die Akten gehen demnächst an die Staatsanwaltschaft.
Schmuck, Bargeld, Digitalkameras, Pelzmäntel, LCD-Fernseher, Haushaltsgegenstände oder den Ring einer verstorbenen Mutter - die Beute der Bande wird auf 600 000 Euro geschätzt. 500 Stücke hat die Polizei beschlagnahmt und katalogisiert. 170 Geschädigte hatten sich die Sachen bei einer Ausstellung bei der Kripo Bad Salzuflen angeschaut. Nur 20 fanden Dinge aus ihrem Besitz, viel konnte nicht zugeordnet werden - daher vermutet die Polizei, dass mehr Einbrüche auf das Konto der Bande geht. Der Katalog soll ins Internet gestellt werden. Ende Mai wurde die Ermittlungskommission aufgelöst, die Suche nach Mittätern geht allerdings weiter.

Artikel vom 10.06.2006