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Durchwachsener Arbeitsmarkt

Steffen Kampeter und Friedhelm Ortgies: Lücke bei Ausbildungen

Lübbecke (WB). Neben einem erfreulichen Rückgang der Arbeitslosigkeit im Mai um mehr als 13 Prozent gegenüber dem Vormonat diagnostizierten die CDU-Abgeordneten Steffen Kampeter (Bundestag) und Friedhelm Ortgies (Landtag NRW) bei einem Arbeitsmarktgespräch in der Lübbecker Arbeitsagentur eine erhebliche Ausbildungsstellen-Lücke für den Altkreis.

Dienststellenleiter Günther Grapp erläuterte den Gästen die differenzierte Arbeitsmarktlage. Er verwies auf die im Lübbecker Land im Vergleich zum Altkreis Minden etwas bessere Situation am Arbeitsmarkt. Von Entwarnung könne aber keinesfalls gesprochen werden. Vor allem bei jungen Müttern, die in Teilzeit arbeiten möchten, ergeben sich aktuell große Schwierigkeiten. In diesem Bereich deckt das Stellenangebot bei weitem nicht die Nachfrage. Das liege unter anderem an der Betriebsgrößenstruktur im Altkreis Lübbecke, so Günther Grapp. Viele kleinere Betriebe tun sich schwer, Teilzeitstellen einzurichten.
Besonders kritisch sei die Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Von 895 gemeldeten Bewerbern seien immer noch rund 450 ohne eine Ausbildungsstelle. Ortgies appellierte an die Betriebe im Altkreis Lübbecke, freie Ausbildungsstellen zu melden. Diese Lücke müsse notfalls auch mit schulischen Maßnahmen geschlossen werden. Er sei mit Landesarbeitsminister Laumann bereits im Gespräch. Auch seien die Aktivitäten von Landrat Krömer, der sich der Ausbildungsstellenfrage persönlich angenommen habe, ein wichtiger Baustein für die Verbesserung der Situation. Friedhelm Ortgies und Steffen Kampeter warnten auch vor einem Fachkräftemangel, der gerade die kleinen und mittelgroßen Betriebe im Lübbecker Land treffe.
Kampeter sah sich durch das Gespräch darin bestätigt, dass die Hartz-Gesetze in einigen Punkten zu kritisieren sind. Auch im Altkreis Lübbecke seien die Hartz IV Bedarfsgemeinschaften stärker als erwartet angestiegen. So seien kreisweit im Mai von den 14 765 als arbeitslos gemeldeten Personen bereits mehr als 60 Prozent Empfänger von Hartz IV.
Frappierend sei der Anstieg bei den unter 25-jährigen, hier sei in den letzen 12 Monaten ein Anstieg von 73 Prozent zu verzeichnen, obwohl die Gesamtarbeitslosigkeit im Altkreis zurückgegangen sei. »Wir sind mit Hartz noch nicht auf der Erfolgsstraße. Wir brauchen dringend eine Trendwende, sonst werden die Kommunen, die auch unter der Kostenexplosion leiden, in große finanzielle Schwierigkeiten kommen«, beurteilte Kampeter die Lage.
Beide Abgeordneten erwarten im Herbst eine weitere umfassende Überarbeitung der Arbeitsmarktpolitik, da die gesteckten Gesetze ihre Ziele klar verfehlt haben. Kampeter und Ortgies: »Kommunen, Land und Bund haben gemeinsam einen Fehler gemacht, der muss jetzt im Interesse aller, insbesondere der Arbeitslosen, korrigiert werden«.

Artikel vom 10.06.2006