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hinter mir stehen.« Über den Sport werden Einstellungen vermittelt, die junge Menschen prägen können.

In der Pädagogik werden als positive Effekte genannt, dass Jugendliche beim Spiel lernen, sich ein- und unterzuordnen, zu führen und geführt zu werden. Sie erfahren Anerkennung und Selbstbestätigung, Spaß und Freude. Ihnen wird der Wert eigener Leistung bewusst, aber auch die Notwendigkeit von Solidarität. Siege werden gemeinsam erlebt. Niederlagen auch. Heranwachsende erkennen ihre Fähigkeiten. Und sie entdecken, dass sie diese verbessern können. Sie messen sich mit anderen, kämpfen. Sie erfahren eigene Grenzen und die anderer. Sie werden auf einmal unsicher und müssen lernen, damit umzugehen. Der Sport schafft Erlebnisse, die sie sonst nicht haben.

Schulische Curricula fordern deshalb, dass der Sport »die Wahrnehmungsfähigkeit von Schülern verbessert und ihre Bewegungserfahrungen erweitert«. Dass er »ihnen hilft, sich körperlich auszudrücken, Bewegung zu gestalten, etwas zu wagen und zu verantworten, Leistung zu erfahren, zu verstehen und einzuschätzen, miteinander zu kooperieren und sich zu verständigen, untereinander zu wetteifern«; der Sport soll die Gesundheit Heranwachsender fördern und dazu beitragen, dass Jugendliche ein Gesundheitsbewusstsein entwickeln. Folgerichtig ist die Aussage einer Vertreterin des Bundeselternrates, der Arbeitsgemeinschaft der Landeselternvertretungen: »Es gibt kein Fach, das so viel für andere Fächer macht wie der Sport.«

Dennoch: So richtig die Vorgaben sind und so schön sie auch klingen, es bedarf doch der Personen, die sie vermitteln. Dem Sportlehrer und Trainer kommt die entscheidende Rolle zu. Es hängt von der Art und Weise ab, wie er Fußball vermittelt, ob er Heranwachsenden hilft. Das bestätigen Jugendliche, die für den Erfolg einer Mannschaft nicht nur die Qualitäten der Mitspieler wie den Zusammenhalt im Team verantwortlich machen, sondern nicht zuletzt auch die Fähigkeiten des Trainers nennen, die Mannschaft zu führen. Fußball ist eben nicht nur auf dem Platz, wie man an der Ruhr gerne sagt. Benedict Pavelka: »Mich hat unser Trainer beeindruckt, weil er sich sehr für den Menschen interessiert.« Er habe »nicht nur über das Fußballerische« das Gespräch gesucht, sondern sich auch nach den persönlichen Umständen der Spieler erkundigt. »Er hat uns menschlich geschult. Leute haben sich gewandelt, einen gewissen Egoismus abgelegt. Das hat den Teamgeist gefördert.«

Dass Fußball bewegt, hat sich herumgesprochen. Aber auch, dass er in seiner kommerziellen Form giftige Blüten treiben kann. Wo Geschäfte winken, verliert der Gemeinsinn. Selbst den Straßenfußball haben Funktionäre und Bürokraten inzwischen im Griff: zur Weltmeisterschaft in Deutschland soll es ein entsprechendes Turnier geben. Hat Bob Marley, früh verstorbener Vertreter des Reggae, nicht einst gesagt, Fußball bedeute Freiheit? Die Verantwortlichen sollten den Satz des Jamaikaners beherzigen: Gebt den Jugendlichen ruhig Bälle, lasst sie dann aber einfach spielen. Denn das ist Fußball.

Artikel vom 10.06.2006