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Zentrale Frage
noch nicht geklärt

Imbissbrand-Prozess fortgesetzt

Rietberg/Bielefeld (mobl). Im Prozess um den Rietberger Imbissbrand, bei dem im November ein 17-Jähriger ums Leben kam, gibt es noch immer kein Urteil. Strittig ist nicht, dass die drei Angeklagten die Brandstiftung planten und ausführten. Die zentrale Frage aber ist noch nicht endgültig geklärt: wer war es letztendlich, der das Feuer entzündete?

Imbissbetreiber Naci A. hatte seinen Bruder Michael und seine Freunde Gelal H. und Alexej C. angeheuert. Sie sollten seinen Imbiss an der Stennerlandstraße anzünden, der nicht genügend Gewinn abwarf und viel Arbeit machte. Doch der Plan ging schief: weil es beim Entzünden des zuvor verschütteten Brandbeschleunigers eine schwere Verpuffung gab, wurde Michael A. lebensgefährlich verletzt und starb wenige Tage später. Die drei Angeklagten hatten zwar bereits am ersten Prozesstag weitestgehend Geständnisse abgelegt, doch was genau in der Nacht zum 30. November des vergangenen Jahres in Rietberg geschah, ist noch immer unklar. Sowohl Gelal H. als auch Alexej C. bestreiten, das Feuer entzündet zu haben. Gelal H. hatte ausgesagt, Alexej C. sei es gewesen, der ein Gemisch aus Brandbeschleuniger und Grillanzünder entzündet habe. Der Russlanddeutsche bestreitet dies. Gestern wurde vor Gericht fast zwei Stunden lang die ehemalige Verlobte von Alexej C. verhört. Doch Glauben mochten weder Richter noch Staatsanwalt der 18-Jährigen schenken, die sich mehr und mehr in Widersprüche verwickelte. So bilanzierte der Vorsitzende Richter Reinhard Kollmeyer, nachdem er Daniela N. aus dem Zeugenstand entlassen hatte: »Wir wissen, dass uns die Zeugin jetzt drei-, viermal offen angelogen hat, also wissen wir auch, was wir von ihrer Aussage halten können.« Die Auszubildende, die sich nach der Tat kurzfristig mit Alexej C. verlobt hatte (und diese Verlobung nach wenigen Wochen wieder löste), hatte zunächst ausgesagt, Alexej C. habe ihr gegenüber stets behauptet, er wisse nicht, wer den Imbiss angezündet habe. Er sei gar nicht mit im Gebäude gewesen, sondern habe draußen »Schmiere« gestanden. Als der Richter, der Staatsanwalt und die Verteidiger nachbohrten, behauptete die Zeugin plötzlich, Alexej C. habe ihr gegenüber gesagt, Gelal H. habe das Feuer entzündet. Bei dieser Aussage blieb sie dann auch, sie sei sich nicht mehr sicher gewesen, was Alexej C. ihr erzählt habe. Das konnte der Staatsanwalt nun gar nicht glauben: »Von dieser Tat spricht ganz Rietberg, und ausgerechnet an den wichtigsten Punkt, nämlich an die Aussage ihres Freundes, wer das Feuer angezündet hat, wollen sie sich nicht mehr erinnern können«, fragte er ungläubig. Das Urteil gegen die drei Angeklagten wird am 23. Juni erwartet, dann wird der Prozess fortgesetzt.

Artikel vom 10.06.2006