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Fußball-Fieber steigt auf
Freibier-Höhe

»Strindberg's« sucht besten Techniker

Von Rainer Grotjohannund
Lars Rohrandt (Foto)
Bünde (BZ). Heute wird es also ernst, heute beginnt die Fußball-WM und Klinsmanns Truppe muss - hoffentlich ohne Frack- und Trikotsausen - im Eröffnungsspiel 'ran. Da steigt das Fußballfieber und liegen die Nerven blank. Entspannter geht es während der WM in der Hangbaumstraße zu, obwohl sich auch dort (fast) alles um das runde Leder dreht. Aber hier geht es nicht um den WM-Pokal und um horrende Siegprämien. Hier geht es nur um den Spaß und um ein kühles Blondes.

Wahlweise kann es natürlich auch ein alkoholfreies Getränk sein, verspricht Hans Rüter. Der Wirt der Pianobar »Strindberg's« und des »Café Finlandia«, ausgewiesener Fußballnarr und ausgefuchster Kicker-Veteran, setzt auf das spielerische Element, bei der WM und in der Hangbaumstraße. Er sucht Bündes besten Fußball-Techniker. Soll heißen: Gewinnchancen hat, wer den Ball besonders lange beidfüßig in der Luft halten kann Ñ und Rüter in dieser Disziplin schlägt. Und das kann das Publikum während der WM - genauer: während der Fernseh-Übertragungszeiten - verfolgen. Bequeme Tribünenplätze bietet die Terrasse des Strindberg's. Dort flimmern von morgen an täglich alle Spiele der WM ab 15 Uhr über einen Großbildschirm. Bei Regen wird ins Gebäudeinnere ausgewichen.
Wer Hans Rüter schlägt, bekommt ein Freigetränk. Und der Sieger der Gesamtwertung gewinnt einen Wochenendurlaub für zwei Personen in einem Honka-Holzhaus in einem Ferienpark nach Wahl in Deutschland.
Hans Rüter, mittlerweile auch schon im Club der über 50-Jährigen, hat lange bei der SG Bünde 08 gespielt, ein Jahr lang im Trikot des BSV gekickt und ist dann auf Wanderschaft durch viele Vereine gegangen. Das letzte Mal hat er vor gut 20 Jahren den Ball am Fuß gehabt. Das behauptet er zumindest. Wer ihn aber das rund Leder streicheln sieht, mag das nicht so ganz glauben. Den Duellen mit anderen Ballartisten sieht er jedenfalls mit einer Mischung aus Selbstbewusstsein und banger Erwartung entgegen: »Vielleicht sollte ich doch noch ein bisschen trainieren...«. Den direkten Vergleich mit aktiven Spielern fürchtet er weniger als das Duell mit jugendlichen, hoch talentierten Straßenkickern. »Die gibt es immer noch«.
Während also im und vor dem Strindberg's König Fußball regiert, wird das gegenüber liegende »Café Finlandia« zur strikt fußballfreien Zone erklärt.
Das wird das Universum an der Hauptstraße in Ennigloh definitiv nicht sein. Beckham, Zidan und Co. zaubern auf der Leinwand des denkmalgeschützten Kinos. Gemeinschaftserlebnis pur - immerhin 38 der 64 Spiele, darunter alle Begegnungen der deutschen Mannschaft sowie sämtliche Spiele vom Achtelfinale bis zum Endspiel am 9. Juli - werden übertragen. Da mag Stadtgarten-Pächter Ortwin Valdorf nicht nachstehen. Er zeigt 44 Begegnungen und arbeitet sich dabei vom kleinen zum großen Saal durch, wo bis zu 1000 Fans das Weltfest des Fußballs feiern können. Auch in der Brasserie wird ein Fernseher aufgestellt.
Die Eröffnungszeremonie und die beiden Auftaktspiele werden heute während der Tage des Sports auch im Zelt auf einer Großleinwand im Steinmeisterpark zu sehen sein.
Sämtliche Spiele zeigt der FC Muckum. Am Sportlerheim am Stempeldiek wird während der WM eine überdachte Leinwand mit Beamer aufgestellt. Täglich eine halbe Stunde vor Beginn des jeweils ersten Spiels wird mit der Übertragung begonnen. Der Vorstand der Muckumer hofft auf große Resonanz: »Lasst Euch mitreißen von der guten Stimmung! Weltmeisterschaft im eigenen Lande gibt es vorerst nicht mehr!«

Artikel vom 09.06.2006