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Das Wort zum Sonntag

Von Prediger Roland Tober


Am Sonntag feiern wir das Fest der Dreieinigkeit, Trinitatis. Da fällt sozusagen Weihnachten, Karfreitag und Ostern auf einen Tag. Gott gibt sich uns zu erkennen. Nicht theoretisch und abstrakt. Ganz konkret zeigt er, wer er für uns ist. Wir können nicht Gott erklären oder definieren. Aber wir dürfen staunen und »nach-denken« über das, was Gott für uns tut. Wir alle dürfen »Theologen« sein.
Für mich bedeutet Theologie im Kern: Den Taten Gottes hinterherdenken! Und wenn ich das tue, dann führt mich die Bibel zunächst zu einer ganz grundlegenden Erkenntnis: »Ich glaube, dass ich nicht glauben kann!« Da erschrecke ich, ich möchte protestieren, Einspruch erheben. Diese biblische Diagnose schmerzt. Das tut weh. Da kann ich doch gleich einpacken, oder? Nun, das Wunderbare an der biblischen Botschaft ist, dass sie nicht nur diagnostiziert, sondern auch zugleich therapiert. Der dreieinige Gott kommt zu uns! Ich selber muss ja gar nicht von mir aus glauben können. Gott, der Heilige Geist beschenkt mich, bringt mir alle Gaben des Himmels - das ist Trinitatis.
Ich möchte im Bild reden. Es ist so, dass uns gleichsam der Heilige Geist an die Hand nimmt. Er sagt uns: »Das mit dem Glauben bekommst du von dir aus nicht hin. Hast du das nicht selber schon gemerkt? Komm, ich zeig dir etwas!« Und dann führt er uns zu dieser Person, die Jesus Christus heißt. Er führt uns zur Krippe nach Bethlehem, in der das Kind in Windeln gewickelt liegt und sagt: »Sieh, das ist Gottes Sohn. Gott, der Vater, hat ihn in unsere Welt gesandt. Für dich ist er gekommen!« Dann führt er uns weiter zu diesem dunklen Hügel, der Golgatha heißt. Und er zeigt uns den leidenden und sterbenden Juden aus Nazareth und sagt: »Sieh, das ist Gottes Sohn. Für dich hängt dieser da am Kreuz. So sieht Gottes Hilfe für dich aus. Hier darfst du den Müll deines Lebens entsorgen!« Und dann führt uns der Heilige Geist weiter zum leeren Grab und sagt: »Sieh, der gekreuzigte Sohn Gottes ist nicht hier. Er ist auferstanden. Er lebt. Und du darfst nun mit ihm leben. Lass dich hineinziehen in sein Auferstehungsleben, in sein ewiges Leben!«
Ich staune an seiner Hand. Ich denke dem hinterher, was mir der Heilige Geist erschließt. Was für eine Liebe und Geborgenheit für mich. Jetzt und für alle Zeiten. Mein Mund öffnet sich zum Dank: »Du, dreieiniger Gott! An deiner Hand entdecke ich jetzt: Du bist ja ganz für mich da! Das Leben kann neu beginnen. Diesen Glauben erhalte mir!« Was für ein Fest! Trinitatis für mich. Gelobt sei Gott. Gelobt sei Jesus Christus. Gelobt sei der Heilige Geist.

Artikel vom 10.06.2006