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Geburtstagsball per Helikopter

Vor 30 Jahren: DSC Heimchen versetzt Nachbarschaft in Fußball-Euphorie

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). Das DSC-Stadion ist - logisch - die Bielefelder Alm. Oder, wie es neuerdings heißt, die Schüco- Arena. Denkste! Das DSC-Stadion ist die Wiese zwischen Hüppe und Bierstedt und liegt in der Steinhagener Heimchen-Siedlung. Ein Ort echter Fußballbegeisterung, zumindest vor 30 Jahren in den Tagen des »DSC Heimchen«.

Denn Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre erfasste dort im Schatten der Ball-Fabrik Bierstedt das Fußball-Fieber eine ganze Nachbarschaft, Groß und Klein. Rund um die Hobby-Mannschaft aus jugendlichen Kickern entwickelte sich eine regelrechte Euphorie, die Heimchen-Spiele wurden wie Feste gefeiert. Bis zu 67 Zuschauer waren dabei, wenn sozusagen unter realen Wettbewerbsbedingungen die neuen Bälle der Fußball-Firma Bierstedt BOS getestet wurden, berichtet die Club-Chronik, die eigens zum fünfjährigen Bestehen des DSC Heimchen 1972 auf vier Schreibmaschinen-Seiten verfasst wurde.
Und dieses kleine Jubiläum ist es auch, an das Karl und Edith Godejohann aus der Jenaer Straße noch ganz besondere Erinnerungen haben, festgehalten mit der Doppel-Acht-Kamera. »Dieter Specht flog mit Helmut Meyers Helikopter über das Spielfeld und ließ einen Fußball herunterfallen. Ein Jubiläumsball, den BOS extra zum Fünfjährigen in den Heimchen-Farben rot-weiß genäht hatte«, erzählt Karl Godejohann. Der absolute Höhepunkt in der kurzen, aber ruhmreichen DSC-Heimchen-Geschichte. Schließlich konnte der Club vier Pokale und eine Meisterschaft erringen -Êgegen andere »namhafte Clubs« der Umgebung wie FC Ströhn, Einschlingen oder VFL Nordheide.
Gegründet wurde der Hobby-Verein sozusagen »von unten«. Die Jugendlichen der relativ spärlich bebauten Siedlung kickten in ihrer Freizeit begeistert auf den Straßen und schlossen sich am 11. April 1967 »offiziell« zusammen. Gründungsmitglieder waren beispielsweise Jürgen Schnadwinkel oder Hansi Büttner. »Die hatten Talent zu organisieren und zu motivieren«, berichtet Karl Godejohann, dessen Söhne Karl und Matthias auch mitkickten. Die Spieler - 22 verzeichnet die Chronik - trainierten sich zudem selbst.
»Es war einfach eine richtig schöne Nachbarschaft«, erinnert sich auch Edith Godejohann gerne an die bunten Treffen mit Bier und Würstchen bei den DSC-Heimspielen. Sie hat einen Steiff-Bären ihrer Sammlung zu Ehren dieser Zeiten zum DSC-Bären getauft. Auch Otto Bierstedt, Chef der Fußball-Firma war selbst ein großer Fan und regelmäßig bei den Spielen dabei. Auf seiner Wiese neben der Firma - alltags ein Parkplatz - wurde am Wochenende mit Sand und Kreide das Spielfeld abgesteckt.
Mitte der 70er Jahre zog es viele »Heimchen-Legionäre« dann allerdings beruflich in die Fremde, und das Club-Leben versandete. Doch in Erinnerung blieb der DSC nicht nur in der Heimchen-Siedlung. Sogar bei »Uns Uwe« Seeler. Der stellte nämlich vor zwei Jahren in Jöllenbeck sein Buch »Danke, Fußball! - Mein Leben« vor. Und Karl Godejohann ließ sich für seinen Sohn Karl eine persönliche Widmung eintragen: »Für Karl, DSC Heimchen, herzlichst Uwe Seeler«. Das deutsche Fuball-Idol war nämlich nicht nur Repräsentant für die Steinhagener Firma BOS, sonderna auch Ehrenmitglied im DSC HeimchenÉ

Artikel vom 09.06.2006