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Kirchentüren bleiben im Winter zu

Sparmaßnahmen greifen - Jugendreferent Peter Bulthaup geht - Sommerkirche

Spenge (kw/tm). Um Energiekosten zu sparen sollen künftig die vier Kirchen in der kalten Jahreszeit geschlossen bleiben. »Winterkirche« heißt das Modell, mit dem die Kirchengemeinden Spenge und Wallenbrück hoffen 10 000 Euro zu sparen. Für den gesamten Kirchenkreis Herford wird an diesem Wochenende von der Synode ein Sparpaket in Höhe von 900 000 Euro geschnürt. Indes sind jetzt die Folgen des ersten Sparpaketes zu spüren, das 2004 beschlossen wurde: Jugendreferent Peter Bulthaup verlässt Spenge.

In der Kirchengemeinde Spenge müssen insgesamt 7500 Euro pro Jahr eingespart werden. Am härtesten betroffen ist die Kirchengemeinde Wallenbrück mit einem jährlichen Einsparvolumen von etwa 25 000 Euro. Das sind mehr als die Hälfte, nämlich 55 Prozent des bisherigen Gesamtetats für Gebäude.
Die Presbyterien in Spenge und Wallenbrück haben sich rechtzeitig zusammengesetzt, um gemeinsam Sparmöglichkeiten aufzuführen. »Die Zahlen stehen seit acht Wochen im Raum«, erklärte Pastorin Brigitte Janssens auf Anfrage. Das Sparmodell »Winterkirche«, bei dem in den ersten Monaten des Jahres bis zum Ostersonntag die Kirchentüren geschlossen und die Gottesdienste ins Gemeindehaus verlagert werden sollen, sei nur ein Lösungsansatz. Der Gottesdienst zu Neujahr finde jetzt schon aufgrund der geringen Resonanz am Neujahrsmorgen am Nachmittag und im Gemeindehaus statt, hofft Janssens auf das Verständnis der Gemeindemitglieder. Größer dürfte jedoch die Umstellung werden, wenn zum Beispiel der Karfreitagsgottesdienst in das Gemeindehaus verlagert wird. »Wir hoffen auf weitere Ideen und Sponsoren«, betont Janssens. Konzepte, wie die Gebäudeunterhaltungskosten und die damit verbundenen Personalkosten gesenkt werden sollen, müssen voraussichtlich bis zum 31. Dezember nächsten Jahres vorgelegt werden.
Wichtig ist Janssens, dass die Presbyterien Wallenbrück und Spenge gemeinsam an Lösungsvorschlägen arbeiten - insbesondere vor dem Hintergrund der geplanten Fusion. »Die Gespräche laufen noch«, so Janssens.
Doch glücklich ist keiner über die notwendigen Sparmaßnahmen. Erwin Finkemeyer, Presbyter und Kirchenmeister in Wallenbrück, befürchtet zum Beispiel Auswirkungen der »Winterkirche« auf die Entlohnung der Küster. Vielleicht müssten die Gemeinden auch Grundstücke verkaufen, die noch im Kirchenbesitz seien. Unglücklich ist er auch über den Weggang von Peter Bulthaup. Die Entscheidungen, den Rotstift anzusetzen seien nicht einfach, aber »wir werden dazu gezwungen«.
Die Zusammenarbeit zwischen Wallenbrück und der Spenger Gemeinde, zu der Hücker-Aschen und Lenzinghausen gehört, funktioniert schon jetzt. So werden die Engpässe in den großen Sommerferien erstmals in diesem Jahr mit der so genannten Sommerkirche aufgefangen. An den Sonntagen 9., 16. und 23. Juli sowie dem 6. August beginnen die Gottesdienste in Spenge und Wallenbrück bereits um 9 Uhr, während sie in den Kirchen Lenzinghausen und Hücker-Aschen erst um 10.30 Uhr anfangen.
Der zweite Jugendreferent, Peter Bulthaup, der seit 14 Jahren im starken Duo mit Christian Stöppelmann für vielfältige und qualitativ hochwertige Jugendarbeit garantierte, wechselt von Spenge nach Rödinghausen. Dort ist seit einem Jahr die Stelle des Jugendreferenten vakant. Für die Spenger Jugendarbeit bedeutet Bulthaups Weggang deutliche Einschnitte. Seine Hauptaufgabe, die Ausbildung und Begleitung von Mitarbeitern, wird jetzt Stöppelmann übernehmen müssen - zu Lasten des Gesamtangebots der Jugendarbeit.
Mit seinem Wechsel sind für Bulthaup auch persönliche Konsequenzen verbunden: »Ich habe viele Kinder beim Erwachsenwerden begleitet. Dabei sind einmalige Kontakte entstanden. Die zu verlieren, tut sehr weh.«
Doch die Veränderungen bieten auch Chancen: So soll die Kooperation zwischen den Gemeinden Rödinghausen und Spenge gestärkt werden, kommende Ostern gibt es die erste gemeinsame Mitarbeiterfreizeit. Bulthaup ist gespannt auf seine Arbeit in Rödinghausen, wo es zuletzt nur ehrenamtliche Arbeit und daher kaum größere Aktionen gab: »Ich freue sich auf die neue Herausforderung.«

Artikel vom 08.06.2006