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Ticket kostet deutlich mehr

Bahnkunden in Willebadessen sind verärgert

Willebadessen (thö). Wer am Fahrscheinautomaten am Bahnhof Willebadessen das Fahrtziel Paderborn wählt, der muss neuerdings 5,90 in den Geldschlitz werfen, erst dann wird die Fahrkarte gedruckt. Bis vor wenigen Monaten reichten für das gleiche Ticket noch 4,55 Euro. Eine Preiserhöhung ist zwar ärgerlich, aber darum geht es den Menschen in Willebadessen gar nicht.

Als besonders ungerecht empfinden die Bahnkunden an der Egge, dass die Fahrt von Warburg nach Paderborn ebenfalls 5,90 Euro kostet, obwohl der Zug von dort aus etwa 15 Kilometer mehr zurücklegen muss. Thorsten Herbst, Verkehrsexperte der CDU-Ratsfraktion, spricht von Abzocke. »Die meisten Fahrgäste, die am Bahnhof in Willebadessen einsteigen, wollen nach Paderborn. Auf dieser gut genutzten Strecke will die Bahn Erlöse abschöpfen«, vermutet er. Merkwürdig sei vor diesem Hintergrund, dass ausschließlich die Zugfahrt nach Paderborn teurer geworden ist, nicht aber Tickets nach Warburg oder Altenbeken. Fahrscheine nach Brakel oder Bad Driburg sind sogar billiger geworden.
Warum der Fahrschein nach Paderborn von Willebadessen und Warburg aus das gleiche kostet, kann auch Udo Wiemann von der Verkehrsservicegesellschaft Paderborn-Höxter (VPH) nicht erklären. In der VPH sind alle Verkehrsunternehmen des Hochstifts zusammengeschlossen, also auch die Deutsche Bahn. Die VPH ist für die Tarifplanung auf der Strecke Warburg-Paderborn zuständig. Wiemann sagt, ein Programmierfehler der Deutschen Bahn am Fahrscheinautomaten am Eggebahnhof habe dazu geführt, dass Tickets dort bisher zum Schnäppchenpreis von 4,55 Euro zu haben waren. Eigentlich hätten sie schon seit der Wiedereröffnung des Bahnhofs Ende 2003 5,90 Euro kosten sollen. Erst vor einigen Monaten sei der Fehler korrigiert worden. »Vorher war er keinem aufgefallen«, erklärt Wiemann.
Dieses Argument will Thorsten Herbst nicht gelten lassen: »Dann hätte die Fahrt nach Warburg auch teurer werden müssen«. Herbst bemüht eine Karte. Hierauf sind Waben eingezeichnet. Jede Wabe entspricht einem Stadtgebiet. Pro durchfahrenem Stadtgebiet wird ein bestimmter Preis fällig, werden mehrere Gemeinden gekreuzt, steigt der Preis. Verlässt der Zug die Stadt Willebadessen und fährt nach Warburg, müsste demnach das Ticket teurer werden. »Tut es aber nicht«, ärgert sich Herbst.
Große Hoffnung setzen die Verantwortlichen bei der Stadt Willebadessen in den Nahverkehrsverbund Paderborn-Höxter (NPH). Der hat die Bahnstrecke zwischen Warburg und Paderborn neu ausgeschrieben. Ab 2008 wird hier die Eurobahn, ein privates Eisenbahnunternehmen, verkehren. Dann übernimmt der NPH auf dieser Strecke die Tarifhoheit von der VPH. Und es gebe Signale seitens des NPH, die Fahrt von Willebadessen nach Paderborn dann wieder für 4,55 Euro anzubieten, berichtet Herbst.

Artikel vom 09.06.2006