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Fröhliche Schulfete
endet mit Tragödie

Planwagen überrollt Gesamtschüler aus Elsen

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Sie waren so fröhlich und guter Laune, der gelungene Abschluss nach zehn Jahren Schulzeit. Doch die Party endete mit einer Tragödie.

Bei der Abschlussfeier des 10. Jahrgangs der Gesamtschule Elsen ist in der Nacht zum Mittwoch ein 16-jähriger Schüler ums Leben gekommen. Manuel L. aus Elsen wurde von den Rädern eines Planwagens überrollt. Die Fahrt hatte er selbst organisiert. In der Schule herrschte gestern tiefe Betroffenheit. Viele Schülerinnen und Schüler stehen unter Schock.
174 Jungen und Mädchen der Jahrgangsstufe 10 haben in der Gesamtschule Elsen während der vergangenen Tage ihren Haupt- oder Realschulabschluss erworben. Die offizielle Abschlussfeier mit Zeugnisvergabe findet heute statt. Manuels Platz wird leer bleiben.
Er gehörte zum Feten-Team, das für die »Vorfeier« in »Stefans Scheune« verantwortlich war. In dem Paderborner Lokal herrschte ausgelassene Stimmung. Gegen 3 Uhr in der Nacht ging es zurück nach Elsen. Der Wirt, so war es vorher abgesprochen, sollte eine Gruppe mit Trecker und Planwagen transportieren. Weil nur knapp 30 Jugendliche auf dem Gefährt Platz fanden, gingen einige zu Fuß.
Nach ersten Erkenntnissen saß Manuel L. während der Fahrt in der ersten Reihe. Unbemerkt von Mitschülern verlor der Schüler nach Polizeiangaben das Gleichgewicht und fiel nach vorne vom Anhänger. Dabei geriet er in Elsen auf der Wewerstraße unter den Wagen und wurde von mindestens einem Anhängerreifen überrollt. Erst Sekunden später bemerkten Mitfahrer ihren fehlenden Klassenkameraden. Der 61-jährige Fahrer und Gastwirt habe erst nach einiger Zeit ihre Rufe gehört und angehalten. Mitschüler, die zurück liefen, fanden Manuel mit schwersten Kopfverletzungen auf dem Asphalt. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.
Die völlig aufgelösten Jugendlichen wurden mit einem Feuerwehrbus zu ihrer Schule gebracht. Auch die übrigen Schüler, die zu Fuß unterwegs waren, wurden per Handy informiert. »In der Schule haben sich sieben Notfallseelsorger und Lehrer der Gesamtschule um die insgesamt 31 Jugendlichen gekümmert«, berichtet Polizeisprecher Ulrich Krawinkel.
Polizei und Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen aufgenommen, Trecker und Anhänger wurden sichergestellt. Bislang sei noch ungeklärt, warum der Jugendliche vom Planwagen gefallen sei. »Wir ermitteln gegen den Fahrer und eventuell auch weitere Personen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung«, erklärte Oberstaatsanwalt Hans-Peter Dietzmann. Noch unklar war am Mittwoch, ob für derartige Fahrten ein Personenbeförderungsschein erforderlich ist, und ob der Wirt eine solche Lizenz besitzt. Für den Planwagen, so Josef Hardes (54) als Leiter des Straßenverkehrsamtes Paderborn, sei eine Zulassungsgenehmigung der Behörde mit TÜV-Plakette Pflicht. Eine solche Plakette weist der Planwagen aber nicht auf. Der Wagen sei allerdings über das ziehende Fahrzeug versichert.
»Anhänger und Trecker sind sicherlich keine geeignete Transportmittel zur Beförderung von mehr oder weniger alkoholisierten Personen«, meint Oberstaatsanwalt Dietzmann. Der Fahrer selbst habe aber »definitiv nicht unter Alkohol gestanden«, betont Krawinkel.
Die Entlassfeier in der Gesamtschule Elsen beginnt heute mit einem ökumenischen Gottesdienst in der St. Dionysius-Kirche. Sie wird von dem tragischen Unglück überschattet. Man habe das eigentlich vorgesehene Programm in der Schule bereits angemessen reduziert, erklärte Schulleiterin Annegret Greipel-Bickel. Ob es zusätzlich eine Trauerfeier gibt, sei noch unklar. Greipel-Bickel: »Wir stehen im Kontakt mit den Eltern«.

Artikel vom 08.06.2006