08.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zerstörungswut gegen lustige Figuren

Kindergarten im Dunkel der Nacht heimgesucht -Ê Nachbarn klagen über Saufgelage im Park

Verl (köh). Fassungslos standen Eltern, Erzieherinnen und Kinder vor den Trümmern: Die neuen Holzfiguren am Zaun des Kindergartens Am Bühlbusch sind in der Nacht auf Samstag der Zerstörungswut bislang unbekannter Täter zum Opfer gefallen.

»Wer macht denn so etwas?« fragt Kindergartenleiterin Heidi Puhl traurig. Und mit dieser Frage beschäftigt sich zurzeit auch die Polizei: Gegen die Täter ist Anzeige erstattet worden, der Elternrat will außerdem eine Belohnung aussetzen, um den Zerstörungswütigen auf die Spur zu kommen. »In den Holzfiguren steckt sehr viel Arbeit und natürlich auch Geld«, sagt Heidi Puhl, die den Schaden auf etwa 200 Euro schätzt. Wir haben als Material nur das Beste verwendet. »Der ideelle Wert ist natürlich viel größer«, betont die Kindergartenleiterin. Die ramponierten Stücke sollen geleimt werden, wie neu werden sie aber nicht mehr sein. Und die Reparatur kostet wieder eine Menge ehrenamtliche Arbeit.
20 wetterfeste Figuren sind nach einer Idee des Elternrates in einer gemeinsamen Aktion entstanden. Ein Vater hat sie in seinem Urlaub ausgesägt, die Kinder der Einrichtung haben die lustigen Holzgestalten, einige Luftballons und geometrische Figuren gemeinsam mit ihren Erzieherinnen angemalt. Schließlich griffen noch einige weitere Väter zum Werkzeug und schraubten die Figuren außen an den Zaun des Kindergartens - zur Freude von Passanten und zur morgendlichen Begrüßung der Kinder und aller Gäste des Kindergartens.
Vor vier Wochen wurde der lustige Zaunschmuck mit einem Fest eingeweiht, doch was dann kam, war gar nicht mehr lustig: »Bereits nach zwei Tagen mussten wir von den Figuren die ersten obszönen Kritzeleien entfernen«, beklagt die Kindergartenleiterin. Vor wenigen Tagen dann der Schock: Eine Mitarbeiterin, die in der Nachbarschaft wohnt, sah es beim Gassigang mit ihrem Hund an jenem Samstagmorgen als erste: Von zwölf Figuren waren die Arme abgerissen und lagen verstreut auf Straße und Gehweg.
Die Zukunft der Figuren werde jetzt wohl im Kindergarten liegen, denn im Außenbereich sei das Risiko für weitere Übergriffe zu groß, wie Heidi Puhl versichert. Sie spricht aus trauriger Erfahrung: »Das war nicht das erste Mal, dass wir unliebsamen Besuch bekommen haben.« Wiederholt sei es vorgekommen, dass Eindringlinge im Garten oder auf dem Kindergartengelände ihrem zerstörerischen Tun nachgegangen seien. »Ich habe befürchtet, dass sie wiederkommen, aber gehofft, dass diesmal alles gut geht. Offenbar kann man hier nichts im Außenbereich machen«, meint Heidi Puhl.
Im Verdacht haben Eltern und Erzieherinnen - und darin sind sie sich mit den Nachbarn einig - junge Leute, die sich nachts im Bühlbuschpark zu Saufgelagen träfen und die Gegend unsicher machten. »In der Nacht, in der auch unsere Dekoration zerstört wurde, soll im Park wieder was los gewesen sein«, hat Heidi Puhl gehört. Nachbarin Nicole Schlingmann kann das bestätigen. »Die kommen mit Einkaufswagen voll Schnaps und Bier, rasen mit Mopeds durch den Park und schmeißen ihren Müll überall hin«, erzählt sie. An jedem Wochenende und vor Feiertagen müssten die Anlieger dies ertragen. Hundehalter räumten schon selber morgens die Flaschen und Scherben weg, damit sich ihre Hunde nicht verletzten, erzählt sie. Man könne in solchen Nächten auch sein Auto nicht in der Nähe parken. »Unser Auto ist schon dreimal beschädigt worden«, klagt Nicole Schlingmann. Und sie selber habe auch schon beobachtet, wie die Rowdies einfach aufs Kindergartengelände uriniert hätten. Leider vermissten die Nachbarn die Polizei, beklagt sie. Nicole Schlingmann: »Die kommt dann morgens gemütlich angefahren, wenn alles gelaufen ist.«

Artikel vom 08.06.2006