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»Unsere Putzhilfen müssen in 15 Minuten ein Klassenzimmer säubern«, sagt Friedel Culemann.

»Das sind dann
7,50 Euro brutto«

Diskussion um Reinigungskräfte

Von Ralf Meistes
Herford (HK). Die Stadt Herford will bei den Reinigungskräften sparen. Neueinstellungen sollen künftig in die Entgeltgruppe I eingestuft und entsprechend entlohnt werden (wir berichteten). »Für die Reinigungskräfte an unseren Schulen, die schon heute in 15 Minuten einen Klassenraum komplett gereinigt haben müssen, bedeutet dies einen Stundenlohn von 7,50 Euro brutto. Das kann nicht sein«, zeigt sich Friedel Culemann verärgert. Der 59-Jährige ist Sprecher der Verdi-Hausmeister.

Wie berichtet, erhofft sich Bürgermeister Bruno Wollbrink durch die Maßnahme Einsparungen in Höhe von bis zu 375 000 Euro in den kommenden drei bis vier Jahren. Die Reinigung von Schulen und anderen städtischen Gebäuden soll auch in Zukunft von Mitarbeitern der Stadt bewältigt werden, betonte Wollbrink. Eine Privatisierung dieser Bereiche soll es nicht geben.
»Das ist doch eine versteckte Drohung. Entweder wir akzeptieren eine niedrigere Besoldung bei Neueinstellungen oder der Bereich soll ausgegliedert werden. Das höre ich seit 20 Jahren«, sagt Culemann.
Der 59-Jährige arbeitet selbst als Hausmeister an der Ernst-Barlach-Realschule. »Früher hatten wir 12 Reinigungskräfte, heute sind es noch vier. Mussten vor 15 Jahren noch 150 Quadratmeter in einer Stunde gereinigt werden, so sind es heute 240 Quadratmeter. Jede Reinigungskraft hat circa eine Viertelstunde, um einen Klassenraum zu säubern. In der Zeit muss gefegt und gewischt, müssen Fensterbänke, Tische, Waschbecken und Tafel gereinigt werden. Und das alles in Zukunft für 7,50 Euro brutto«, sagt Culemann.
Fünf Tage in der Woche, jeweils von 13 bis 18 Uhr, machen die vier Putzkräfte in der Schule an der Graf-Kanitz-Straße sauber. Klassen- und Fachräume werden aufgrund der Einsparvorgaben der letzten Jahre nur noch alle zwei Tage gereinigt.
»Die Schüler sollen selbst die Klasse fegen und die Stühle auf die Tische stellen, bevor sie den Raum verlassen. Wie selten das klappt, davon kann sich jeder am Nachmittag überzeugen«, sagt Culemann. Noch hat sich Bürgermeister Bruno Wollbrink in der Frage nicht entschieden. »Ich hoffe, dass auch die neuen Reinigungskräfte weiterhin nach der Entgeltstufte 2 bezahlt werden«, erklärt Culemann abschließend.

Artikel vom 07.06.2006