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Gestohlene Autos
in Teile zerlegt

Bande hatte Werkstatt in Haaren

Von Hubertus Hartmann
Haaren / Paderborn (WV). Eine Lagerhalle in Haaren war offensichtlich der Umschlagplatz für eine litauische Bande von Autoschiebern. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wurden dort mindestens 28 Pkw ausgeschlachtet und in Einzelteilen nach Osteuropa geschafft.

Zwei mutmaßliche Bandenmitglieder müssen sich seit gestern vor dem Landgericht Paderborn verantworten. Der 58-jährige Alexander L. aus Meppen gilt eher als kleines Licht. Er soll den Autodieben ein unauffälliges Fahrzeug mit deutscher Zulassung zur Verfügung gestellt haben.
Der zweite Angeklagte Sergeji A. (42), ein Lagerarbeiter aus Enger, gilt hingegen als »Makler« der Automafia. Er hat nach eigenem Geständnis zwei Hallen - neben der in Haaren eine weitere in Melle-Bruchmühlen - angemietet. Dort wurden die geklauten Wagen, überwiegend Audi- und VW-Modelle, zerlegt. Dem Vermieter, einem Spediteur aus Paderborn, kam das nächtliche Treiben allerdings verdächtig vor. Er informierte die Polizei, und bei Sergeji A. klickten die Handschellen. Im Prozess verweigern beide Angeklagte die Aussage.
Anhand von sichergestellten Fahrzeugresten, Servicebüchern und anderen Gegenständen - wie etwa einer Audiokassette mit den »Vogelstimmen Europas« - konnte die Polizei rekonstruieren, dass in Haaren mindestens 28 gestohlene Fahrzeuge im Gesamtwert von rund 500 000 Euro auseinandergeschraubt wurden. Nachbarn haben trotz vernagelter Fenster sogar 40 bis 50 verschiedene Autos gezählt. 18 wurden allein in Hannover gestohlen, zwei in Paderborn, weitere im Hochsauerlandkreis und in Bielefeld. An die Diebe selbst und deren Hintermänner kommt die Polizei wahrscheinlich nicht heran. Der Prozess in Paderborn wird Ende Juni fortgesetzt.

Artikel vom 07.06.2006