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Ort der Vernichtung macht sprachlos

Besuch des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz - »Größter Friedhof der Welt«


Hiddenhausen/Auschwitz (gb). Ein Besuch des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz sollte zum Pflichtprogramm beim Besuch der Partnergemeinde Czechowice gehören. 30 Kilometer von Czechowice entfernt, haben die Nazis hier ab 1940 einen Ort der Vernichtung geschaffen. So war es für die Hiddenhauser Delegation eine Selbstverständlichkeit, der Opfer zu gedenken. Die Gäste waren erfreulicherweise nicht allein. Viele Schulklassen, vornehmlich aus Polen, waren auch vor Ort.
Mindestens 1,1 Millionen, vermutlich bis zu 1,5 Millionen Menschen sind hier zwischen 1940 und Ende 1944 vergast und die Leichen anschließend in Krematorien verbrannt worden.
Zunächst wurden 140 000 polnische Flüchtlinge eingeliefert und 75 000 von ihnen getötet. Dann kamen 25 000 politische Flüchtlinge, von denen 15 000 umgebracht wurden. Auf Befehl Heinrich Himmlers mussten Kriegsgefangene ab 1941 das Vernichtungslager Birkenau, drei Kilometer vom Stammlager entfernt, bauen.
Wie die Hiddenhauser beim Rundgang von der Museumsführerin erfuhren, leiteten die SS-Wachmannschaften 70 bis 90 Prozent der ankommenden Bürger jüdischen Glaubens direkt in die Gaskammern. Da sie nicht mehr registriert wurden, ist die genaue Zahl der Opfer nicht mehr zu ermitteln.
In den Lagern herrschten unmenschliche Zustände. Die Verschleppten wurden kaum ernährt und mussten schwerste körperliche Arbeiten verrichten. Wer nicht mithalten konnte, wurde ermordet. Allein von Mai bis Juli 1944 wurden 400 000 Juden aus Ungarn getötet.
Das Lager wurde erst am 27. Januar 1945 befreit. Russische Soldaten sprengten die Gaskammern und Krematorien in Birkenau; heute sind nur noch die Überreste von zwei Krematorien zu sehen. Ein eindrucksvolles Denkmal würdigt das Schicksal der Opfer. Im Stammlager sind Schuhe, Koffer und andere persönliche Gegenstände der Opfer ausgestellt. Sie sagen mehr als viele Erklärungen. »Auschwitz ist der größte Friedhof der Welt«, sagte die Museumsführerin.

Artikel vom 07.06.2006