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Ein Foto bleibt als Erinnerung zu Hause

Simone Gieselmann geht für ein Jahr nach Ghana - Freiwillige Sozialarbeit im Waisenhaus

Von Bärbel Hillebrenner
Bad Oeynhausen (WB). Den Job von Claudia Schiffer möchte Simone Gieselmann nicht haben. »Das ist mir viel zu anstrengend«, sagt die 19-Jährige. Für eine Stunde aber nimmt die Abiturientin die Arbeit im Fotostudio gern in Kauf. Die Bilder sind für ihren Freund Robert und für ihre Familie. »Wenn ich in Ghana bin, dann haben sie mich wenigstens auf dem Foto bei sich.«

Simone Gieselmann freut sich auf den Termin im Fotostudio Wilke. »Aufregend ist das«, sagt sie, »und was ich alles machen soll: sitzen, stehen, liegen - das ist spannend.« Die 19-jährige Oeynhausenerin hat gerade ihr Abitur am Löhner Gymnasium bestanden. Am 29. Juni sitzt sie schon im Flugzeug nach Ghana: Für ein Jahr absolviert sie ein freiwilliges soziales Jahr in einem Waisenhaus nahe der Hauptstadt Accra.
Ein Jahr in der Ferne, weit weg von zu Hause. Ein Jahr ohne Familie, ohne Freund und Freundinnen. »Ich kann mir das noch nicht vorstellen«, sagt Simone Gieselmann. »Je näher der Tag X heranrückt, um so öfter frage ich mich: Was habe ich da bloß gemacht?« Ein Rückzieher von ihrer Entscheidung, für zwölf Monate ins Ausland zu gehen, kommt jedoch nicht in Frage: »Das lässt mein Ehrgeiz nicht zu.«
Telefonieren wird sie mit den Daheimgebliebenen in Bad Oeynhausen und Löhne, mailen und Briefe schreiben - und von einem Foto lächeln, das ihr das WESTFALEN-BLATT ermöglicht hat. Die Abiturientin hatte ihren Wunsch, ein professionelles Foto-Shooting, bei der Aktion »Wünsche werden wahr« eingereicht - und prompt wurde ihr der Herzenswunsch erfüllt. Simone Gieselmann: »Ich wollte einmal richtig schöne Bilder von mir haben. Eins wird zu Hause bei meinen Eltern stehen und eins bei meinem Freund Robert.« Er ist auch der Grund, warum ihr der Abschied noch schwerer fällt. Ihre Eltern würden sie natürlich vermissen, auch die Geschwister. Aber der Freund, in den man verliebt ist? »Ja, das wird nicht leicht«, sagt die 19-Jährige. Ihre Geschwister seien jetzt noch »ganz cool«, aber vermissen würden sie die große Schwester sicher auch. »Meine Familie aber hat meine Entscheidung akzeptiert«, berichtet Simone Gieselmann.
Gerade das Abitur bestanden, wollte die junge Frau nicht gleich mit einem Studium beginnen. Ein Jahr im Ausland arbeiten, das sollte der nächste Schritt sein. Der Verein »Experiment« vermittelt weltweit Auslandsaufenthalte von jungen Menschen - und auch den von Simone. Nach Afrika wollte sie schon immer gern, auch die Arbeit mit Kindern liebt sie. In Löhne ist die 19-Jährige in der DLRG engagiert. Sie schwimmt selbst, macht bei Wettkämpfen mit - und trainiert die Kindergruppe. Mit den Jüngsten, ab drei Jahre, arbeitet sie eher spielerisch, um sie an das Wasser zu gewöhnen. Die Älteren, bis acht Jahre, schwimmen auch schon um die Wette.
Am 29. Juni startet das Flugzeug von Düsseldorf zunächst nach Dubai und fliegt dann weiter nach Ghana. 13 Stunden lang wird die Reise dauern. Sie wird in einer Familie in der Nähe von Accra leben und jeden Tag im Waisenhaus arbeiten. »Es wird dort Englisch gesprochen, das kann ich ja von der Schule. Ich freue mich darauf, das Land kennenzulernen, die Menschen und die Kultur«, ist Simone Gieselmann ganz gespannt auf das Abenteuer Afrika.
Das Foto-Shooting gefällt ihr gut, es macht Spaß - trotz der Anstrengungen, trotz des ständigen Lächelns. Fotografin Anja Döhring gibt sich viel Mühe. Requisiten sind ein Stuhl, eine Bank, sogar eine Matratze, die mit glänzendem Stoff beworfen wird. Die langen braunen Haare fallen nach vorn, dann wieder streng zurück zum Pferdeschwanz gebunden. Simone Gieselmann lacht: »Ob ich mich wohl wiedererkenne?« Bestimmt! Und Freund Robert wird begeistert sein.

Artikel vom 07.06.2006