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Räuber bedroht Tankwart: »Kasse öffnen«

Zwei maskierte Männer überfallen Westfalen-Tankstelle in Bruchmühlen

Von Gerhard Gläsker
Rödinghausen-Bruchmühlen (BZ). Die Nacht von Pfingstmontag auf Dienstag wird der 45-jährige Ludwig D. (Name geändert) aus Bielefeld, Angestellter der Westfalen-Tankstelle an der Osnabrücker Straße in Bruchmühlen, wohl nie vergessen. Die Uhr zeigt 2.30 Uhr, als zwei mit Kapuzen maskierte Männer in den Verkaufsraum stürmen. Ein Räuber bedroht den Angestellten mit einem Klappmesser, der zweite holt sich aus der Küche ein Brotmesser und unterstreicht die Forderung seines Kumpanen: »Sofort die Kasse öffnen«.

Die Täter entnehmen das Bargeld und stecken es in eine mitgebrachte Plastiktüte. Der Angestellte muss sich auf den Boden des Verkaufsraumes legen. Dann fesseln ihn die beiden Räuber mit Klebeband und machen sich aus dem Staube. Gerade zur rechten Zeit, denn in diesem Augenblick fährt der Zeitungszulieferant Dimitri Korel (36), ebenfalls aus Bielefeld, mit seinem Fahrzeug auf das Tankstellengelände und sieht die beiden Räuber noch in Richtung Kreisel und weiter in die Meller Straße laufen. Dort steigen sie in einen abgestellten Pkw und flüchten weiter in Richtung Bruchmühlen-Bahnhof.
Der Zeitungslieferant betritt den Verkaufsraum und sieht den Angestellten gefesselt auf dem Boden liegen. Korell befreit ihn schnell, der seinerseits seinen Chef, den Pächter der Westfalen-Tankstelle Michael Seppmann in Bielefeld, von der Tat benachrichtigt. »Ich bin von Bielefeld noch nie so schnell nach Bruchmühlen gefahren wie in dieser Nacht«, meinte Seppmann.
Gestern Nachmittag wollte der Überfallene bereits wieder zum Dienst antreten. Seppmann selbst und seine Ehefrau Sandra übernehmen sofort den Tankstellendienst und sind den Kripobeamten behilflich, die schnell am Tatort eintreffen.
Die Beamten der Kriminalpolizei sichern im Verkaufsraum die Spuren, die die beiden Räuber hinterlassen haben. Die Täter werden von dem Angestellten wie folgt beschrieben: Etwa 165 bis 170 Zentimeter groß, schlank, etwa 20 bis 25 Jahre alt, dunkel gekleidet. Sie sprachen Deutsch mit osteuropäischem Akzent. Wer Angaben zu der Tat oder den Tätern machen kann, wird gebeten, sich bei der Polizei in Bünde oder Herford zu melden.
Tankstellenchef Michael Seppmann konnte gestern nur den Kopf über diesen Raub schütteln. »Es lohnt sich nicht, eine Tankstelle zu überfallen, weil die Räuber nicht viel Beute machen können. Nur ein bestimmter Betrag ist in der Tageskasse, das darüber hinaus eingenommene Geld wandert automatisch in einen sicheren Tresor. Die Zeiten, an einer Tankstelle durch einen Raub viel und schnelles Geld zu machen, sind vorbei«, sagt der Tankstellenpächter und zeigt mit dem Finger auf die Video-Überwachung. »Die beiden Räuber kommen nicht weit«, meint er.
Nach diesem Überfall wird Seppmann verstärkt den Nachtschalter aktivieren. Sobald kein Kunde mehr im Bistro ist und kein Kundenandrang herrscht, wird die Eingangstür geschlossen. Nur über den Nachtschalter können dann Kunden ihre Tankrechnungen begleichen.
»Die beiden Räuber waren Amateure, die schnell etwas Geld machen wollten«, ist sich Seppmann sicher. Die Beute steht im krassen Missverhältnis zur Strafe, die auf die beiden Räuber zukommt, wenn sie gefasst werden. »Für 300 Euro zwischen fünf bis zehn Jahre hinter Gitter zu wandern, das lohnt sich nicht«, meint Seppmann, der vor zwei Jahren die Tankstelle an der Osnabrücker Straße in Bruchmühlen gepachtet hat.

Artikel vom 07.06.2006