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Mehr als nur Modellbauer

Revell wurde in 50 Jahren zum Spielwaren-Markenartikler

Von Rainer Grotjohann
Bünde (HK). 2006 ist für die Firma Revell ein ganz besonderes Jahr. Der Modellbauhersteller feiert sein 50-jähriges Firmenjubiläum. 1943 im US-Bundesstaat Kalifornien gegründet, nahm die Revell Inc. unweit von Los Angeles, die Produktion auf. Kunststoff-Spielzeug, Zubehör für Puppenstuben und Spielzeug-Waschmaschinen waren zu dieser Zeit die Top-Seller. 13 Jahre später ging Revell in Deutschland an den Start.

1947 schlug die Geburtsstunde des Plastik-Modellbaus. Unternehmensgründer Lewis H. Glaser hatte die Idee, aus mehreren Kunststoffteilen selbst ein maßstabsgetreues Auto zusammenzubauen. Schon 1956 sollte die Begeisterung für das neue Hobby den Großen Teich überwinden und die Freizeitbeschäftigung ungezählter Bastler und Sammler in Europa revolutionieren.
In diesem Jahr wurde das deutsche Tochterunternehmen, die Revell Plastics GmbH in Bielefeld gegründet. Ein Jahr später wurde der Firmensitz nach Bünde verlegt. Aus einer ehemaligen Zigarrenfabrik heraus wurden zunächst ausschließlich importierte Original-Bausätze aus den USA und Großbritannien in Deutschland und dem benachbarten Ausland vertrieben.
Die erste Eigenentwicklung - ein BMW R 75/5 in 1:8 - entstand 1971. Mitte der Achtziger wurde in Bünde eine eigene Entwicklungsabteilung mit angeschlossener Produktion etabliert. Bereits Mitte der Siebziger umfasste das Vertriebsnetz alle westeuropäischen Länder. Nach und nach erfolgte die Ausweitung nach Osteuropa.
Heute ist Branchenprimus Revell das Synonym für Plastikmodellbau. Von Bünde aus wird der Markt in Europa, im Mittleren Osten, in Afrika, Australien, Südamerika und Teilen Asiens beliefert, also ein Großteil des gesamten Weltmarktes. Der weltweite Erfolg der Plastikmodellbausätze lässt sich auch in einigen beeindruckenden Zahlen belegen: 1995 wurden erstmals über 5 Millionen Bausätze verkauft.
Ein Rückblick auf repräsentative Produkt-Highlights veranschaulicht die faszinierende Vielfalt der Revell-Modellbauwelt. Ein Produkt der ersten Stunde ist heute noch aktuell: Die Bismarck, eines der größten deutschen Schlachtschiffe, ist seit Anfang der Sechziger Jahre im Programm. Modellbaugeschichte hat darüber hinaus ein kleines Segelschiff geschrieben, das 1960 als Peter Pan-Piratenschiff die »Revell-Werft« verließ. 1969, im Jahr der Mondlandung, sorgte das komplette Apollo-Saturn-Programm für Furore. Mit den NASA-Programmen Challenger und Atlantis wurde die Raumfahrtserien fortgesetzt. Ein Highlight 1998 im Kino und in den Regalen war die Titanic. Sie ist es bis heute.
Ein anderer Kinohit steht stellvertretend für das erfolgreiche Lizenzgeschäft mit den 2005 eingeführten Steckbausätzen aus dem letzten Film der Star Wars-Saga »Die Rache der Sith«. Das außergalaktische Bastelerlebnis ist das Highlight der erst vor wenigen Jahren eingeführten easykit-Produktlinie. Ein anderes Modell dokumentiert den guten Kontakt zu den Lizenzgebern und Partnern in der Wirtschaft: 2003 konnte Revell den Airbus 380A noch vor dem Jungfernflug des Originals präsentieren. In Bünde laufen jedes Jahr 80 bis 100 Neuheiten vom Band.
Die erfolgreiche Einführung der Eigenmarken Kick-O-Mania und MagCliks im Jahr 2004 und Epixx nur ein Jahr später machte aus dem Modellbauhersteller endgültig einen breit aufgestellten Spielwaren-Markenartikler.

Artikel vom 07.06.2006