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Nicht nur der
Meister hat
viel Respekt

DSC glänzt in Liga und im Pokal

Von Elmar Neumann
Delbrück (WV). 10. Dezember 2005: Nach einem 0:4 gegen LR Ahlen II verabschiedet sich Oberliga-Aufsteiger Delbrücker SC auf einem Abstiegsplatz in die Winterpause. 17 Spiele, 17 Punkte - viel zu wenig, um Ansprüche auf ein weiteres Jahr in der vierten Liga geltend zu machen. 28. Mai 2006: Aus dem einst frustrierten Novizen ist längst ein stolzer geworden. 2:1 in Schermbeck - bereits einen Spieltag vor dem Abpfiff der ersten Oberliga-Saison der Vereinsgeschichte hat der DSC den Klassenerhalt in der Tasche.

24 Zähler sammelte der Delbrücker SC in den 17 Partien nach der Abfuhr in Ahlen, strafte alle Kritiker, die ihm ob seiner vermeintlich destruktiven Spielweise die Oberliga-Tauglichkeit absprachen, Lügen und blickt nun mit Genugtuung zurück. »Man musste ja fast den Eindruck haben, dass einige Trainer nach Niederlagen gegen uns auf eine Entschuldigung gewartet haben. Umso schöner ist es, dass wir für unsere Spielweise mit dem vorzeitigen Klassenerhalt und dem zwölften Platz belohnt worden sind«, sagt Roger Schmidt. Der Erfolgstrainer ist es auch, der eine Begründung für den deutlichen Aufwärtstrend im neuen Jahr parat hat. Von Zufall keine Spur: »Die gesamte Mannschaft hat in der Rückrunde einen großen Schritt nach vorne gemacht, sich vor allem in puncto taktischer Ausrichtung enorm weiter entwickelt. Je länger die Saison dauerte, umso genauer wusste jeder Spieler, was er zu tun hat. Das hat sich dann zwangsläufig auch in den Ergebnissen wider gespiegelt.« Sechs Siege, sechs Unentschieden und fünf Niederlagen lautete die beachtliche Bilanz dieses »neuen« Delbrücker SC, der sein Ansehen zudem im Westfalenpokal gewaltig aufpolierte. Gleich vier Klassenkameraden blieben auf dem Weg in die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals nach Aufeinandertreffen mit den Schmidt-Schützlingen auf der Strecke. Zwölf Zähler, die nicht in die Abschlusstabelle einfließen, aber Roger Schmidts Gesamteindruck stützen: »Daran, dass wir den Verbleib in der Oberliga verdient haben, sollte spätestens beim Blick auf die Erfolgsserie im Pokal keinerlei Zweifel mehr bestehen.«
Eine Einschätzung, die der komplette Kader des BV Borussia Dortmund II sofort unterschreiben würde. Lediglich vier Pflichtspielniederlagen (drei in der Liga) kassierte der Meister und Regionalliga-Aufsteiger in der gesamten Saison - gleich zwei davon gegen den DSC. In der Hinrunde und im Viertelfinale des Westfalenpokals hieß es 2:1 für den Außenseiter, im Rückspiel trotzte die leidenschaftliche Elf vom Laumeskamp der Übermannschaft (O-Ton Schmidt) ein 1:1 ab. Gegen so viel Geschlossenheit und Einsatzbereitschaft sowie eine derart gute Grundordnung suchte nicht nur BVB-Coach Theo Schneider vergeblich nach dem entsprechenden Erfolgsrezept. »Die Partien gegen Dortmund sind vielleicht die besten Beispiele für die vorbildliche Einstellung meiner Mannschaft. Andere Teams sind zum BVB gefahren, um nicht allzu hoch zu verlieren. Wir dagegen wollten auch dort punkten und haben es jedesmal geschafft«, stellt Roger Schmidt gerne fest.
Den Klassenerhalt in der Tasche, eine potenzielle Pokalpartie gegen den FC Bayern München vor Augen: Nach dieser ersten Oberliga-Saison liegt die Latte am Laumeskamp hoch, aber der Delbrücker Übungsleiter ist guter Dinge, der Herausforderung 4. Liga auch in der nächsten Spielzeit wieder gewachsen zu sein. »Mit Regionalliga-Absteigern wie Preußen Münster und Wattenscheid wird das Niveau noch höher. Doch wir müssen und werden mit der Liga wachsen. Alle Spieler haben jetzt mindestens ein Jahr in der Oberliga hinter sich und in diesem Zeitraum Erfahrungen gesammelt, die ihnen künftig zugute kommen werden. In Sachen Einsatzbereitschaft hat das Team sicherlich am Limit agiert, aber fußballerisch haben wir unser Leistungspotenzial noch lange nicht ausgeschöpft.«
Wenn es an den Auftritten des Aufsteigers etwas zu kritisieren gab, dann ist das die Chancenverwertung. 35 Tore in 34 Spielen sind in dieser Wertung gleichbedeutend mit einem Abstiegsplatz. Noch ungenauer zielten lediglich die SpVgg. Erkenschwick (32) und Schlusslicht VfB Fichte (31). Ein Problem, für dessen Lösung Schmidt einen alten Weggefährten als Hoffnungsträger präsentiert. Der Ex-Verler Ulf Raschke schoss den SV Lippstadt mit 15 Toren fast im Alleingang zum Oberligaverbleib und erzielte damit ein Tor mehr als die beiden besten Delbrücker Offensivkräfte zusammen: Jan Welker und Dietmar Fulhorst trafen jeweils »nur« sieben Mal. »Mit Ulfs Verpflichtung bekommt unser Angriff eine neue Note. Ein so abgezockter und schlitzohriger Stürmer steht jeder Mannschaft sehr gut zu Gesicht. Auch Raffaele Wiebusch wird von seiner großen Erfahrung profitieren und kommt in der nächsten Saison sicherlich ebenfalls für zehn bis zwölf Tore in Frage«, baut Roger Schmidt auf sein stürmendes Traumpaar.
Neben Raschke und Eduard Riemer (SC Paderborn 07 II) sollen noch zwei weitere Neuzugänge verpflichtet und zwei Talentplätze geschaffen werden. Eine dieser zwei freien Stellen wird Patrick Pluczinsky aus den Reihen der Verler A-Junioren einnehmen. Der Teenager führte den SCV-Nachwuchs in der vergangenen Saison in die Westfalenliga und will seine formidablen Fähigkeiten nun in der Oberliga unter Beweis stellen.

Artikel vom 08.06.2006