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WM aus drei
Perspektiven
miterleben

Meinolf Berkemeier ist »Volunteer«

Von Meike Oblau
Rietberg-Mastholte (WB). Heiß. Meinolf Berkemeier ist richtig heiß auf die Fußball-WM. Der Mastholter wird das große Sportereignis aus drei Perspektiven zu sehen bekommen. Natürlich zu Hause vor dem Fernseher. Auch als Zuschauer live im Stadion. Und zu guter Letzt auch als »Volunteer«, als freiwilliger Helfer. Berkemeier ist als Fanbetreuer bei allen Spielen in Dortmund im Einsatz.

»Die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land, das ist ein einzigartiges Erlebnis, da möchte ich einfach so nah wie möglich dabei sein«, freut sich der Bankkaufmann bereits auf das Spektakel. Schon vor einem Jahr hatte er sich als freiwilliger Helfer bei der Fifa beworben, das Ruhrgebiet und Köln waren dabei seine Wunsch-Einsatzorte. Dann war Geduld gefragt. »Bis Anfang Januar habe ich gar nichts mehr gehört, dann habe ich mal angerufen bei der Fifa und wurde sofort zu einem Bewerbungsgespräch nach Dortmund eingeladen«, erinnert er sich. Ein Angestellter des Organisationskomitees, ein ehemaliger Polizist, befragte ihn ausführlich. »Mein persönlicher Werdegang und meine Sprachkenntnisse interessierten ihn besonders. Und natürlich musste ich einwilligen, dass die Fifa mein Vorstrafenregister einsehen kann. Denn wer vorbestraft ist, hat keine Chance, als Volunteer zu arbeiten«, berichtet Berkemeier. Am 22. Februar, dieses Datum weiß der Mastholter noch ganz genau, erhielt er die Zusage. Bei den Vorrundenspielen Deutschland gegen Polen, Japan gegen Brasilien, Togo gegen Schweiz sowie bei einem Achtelfinale und einem Halbfinale wird Meinolf Berkemeier als Helfer im Einsatz sein.
Was genau seine Aufgabe sein wird, weiß der Familienvater dabei noch nicht: »Ich werde in der Fanbetreuung eingesetzt, aber ob ich jetzt am Stadion, auf der Fanmeile, beim Public Viewing oder am Hauptbahnhof Ansprechpartner sein werde, steht noch nicht fest.« Wenn er Glück hat, wird er auch direkt im Stadion eingesetzt. Gut vorbereitet fühlt er sich auf alle Fälle. Beim so genannten »Kick off« waren alle 1300 Dortmunder »Volunteers« in die Westfalenhalle eingeladen und wurden mit einer Bühnenshow und leckerem Essen auf ihre Aufgabe eingestimmt. Bei einer speziellen Schulung direkt im Dortmunder Stadion gab ein Verhaltenstrainer Tipps für den richtigen Umgang mit Fans. »Dort hat uns ein Sozialarbeiter auch einen Einblick in die Dortmunder Hooligan-Szene gegeben«, sagt Berkemeier. In der vergangenen Woche gab es dann eine letzte Schulung bei den Dortmunder Verkehrsbetrieben, damit die Volunteers auch Auskunft über Busse und Bahnen geben können. »Das ist alles von der Fifa sehr professionell aufgezogen«, findet Berkemeier. Und er hat den direkten Vergleich - war er doch auch beim Weltjugendtag in Köln im vergangenen Jahr als Helfer im Einsatz. »Das war bei Weitem nicht so gut organisiert«, bestätigt er.
Seine Volunteer-Bekleidung - dunkelblaue Sporthose, hellblaues Shirt und Baseballmütze - liegt bereit, und auch die Verhaltensregeln für Volunteers kennt Berkemeier aus dem »Eff-Eff«. »Es wurde uns beispielsweise dringend nahe gelegt, während unseres Einsatzes keine Pepsi oder sonstige Cola zu trinken, sondern nur Coca-Cola, weil das der offizielle Sponsor ist. Nike-Turnschuhe sind ebenfalls verboten«, berichtet Berkemeier. Einen mehrseitigen offiziellen Vertrag hat er unterschrieben. Trotz der strengen Regeln ist sich der Mastholter sicher, dass sein Einsatz ein ganz besonderes Erlebnis wird: »Ich freue mich am meisten auf die Stimmung, auf die Atmosphäre. Ich muss nicht unbedingt direkt im Stadion sein, in der Stadt ist es mit den Fans genauso interessant.« Und ins Stadion kommt Meinolf Berkemeier auch als Fan: »Ich habe Karten für die drei Vorrunden-Spiele von Trinidad/Tobago«, freut er sich. Da kann er dann andere »Volunteers« bei ihrer Arbeit beobachten. Noch drei Tage bis zum Eröffnungsspiel. Meinolf Berkemeier ist heiß. Diese WM wird sein ganz spezielles Fußball-Erlebnis.

Artikel vom 07.06.2006